Politik

Würden Sie zahlen?

Die Geschichte vom großen Facebook-Exodus kehrt alle Jahre wieder. Jetzt reicht’s, jetzt ist Mark Zuckerberg mit seinen immer neuen Tricks, den Nutzern ihre Daten aus der Nase zu ziehen, zu weit gegangen, heißt es dann. Im Juni 2010 wurde der "Quit Facebook Day" groß angekündigt. Ende 2011 fiel mir und anderen auf, dass im Bekanntenkreis plötzlich verdächtig viele aus verschiedensten Gründen (Datenschutz, Zeit-Killer, Überforderung) ihre Accounts löschten.

Und trotzdem kann Facebook wohl noch heuer verkünden, eine Milliarde Nutzer zu haben. Sicher, die Wachstumskurve flacht ab, doch die große Austrittswelle ist ausgeblieben. Dass viele zu Diensten wie Pinterest, Instagram oder Foursquare abwandern, ist nur die halbe Geschichte. Diese neuen Netzwerke sind mit Facebook als Datenkrake in ihrer Mitte verknüpft und liefern ihr Nutzerdaten. Derweil stirbt das einst als "nichtkommerzielles Anti-Facebook" gepriesene diaspora einen langsamen Tod.

Es läuft alles auf die Frage hinaus: Würden Sie für eine Facebook-Alternative zahlen, so, wie man für sein Handy zahlt? Entwicklung und Betrieb eines Online-Netzwerkes kosten Geld, und wer den Deal "gratis gegen Daten" nicht eingehen will, wird sich die Online-Freundschaften ein paar Euro pro Monat kosten lassen müssen. Der ultimative Problemlöser sind Bezahl-Dienste nicht: Angebereien, Cybermobbing und verräterische Party-Fotos wird es auch im Bezahl-Netzwerk geben. So sind die Menschen eben.

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