Unser Superheld in Schwarz-Weiß
Von Jürgen Preusser
Die Hausordnung der Pension "Rehner" in Bad Wildungen war außer Kraft gesetzt. Der Schwarz-Weiß-Fernseher blieb in der Nacht zum 21. Juli 1969 bis in die frühen Morgenstunden aufgedreht. Ja, sogar wir Kinder durften aufbleiben – alles andere wäre purer Sadismus gewesen. Es war das Highlight dieses Urlaubs ... nein, aller Urlaube, die ich bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte. Die ersten Menschen auf dem Mond! Da war auch einem Zwölfjähriger klar, dass dies nichts Alltägliches sein konnte.
Neil Armstrong wurde zu unserem Superhelden, zum Mittelpunkt unserer Kinderspiele. Und Michael Collins, der dritte Mann, der den Mond umkreisen musste, ohne darauf herumspazieren zu dürfen, hatte unser volles Mitleid.
Wieder zu Hause, bauten wir Buben aus der Südstadt ein Baumhaus. Kein Zweifel: Die Ähnlichkeit mit der Apollo-Kapsel war groß. Einer der Möchtegern-Astronauten war Franz Viehböck, der oft – weil er der Jüngste in der Runde war – in die undankbare Collins-Rolle schlüpfen musste.
Mag sein, dass ihn das so geärgert hat, dass er 22 Jahre nach der ersten Mondlandung selbst ins All flog: Als Kosmonaut und einziger Österreicher verbrachte er eine Zeit in der russischen Raumstation MIR. Schön, dass er sich an mich erinnerte: So durfte ich ihn nicht nur im Moskauer Sternenstädtchen besuchen, sondern auch das Buch zur Raum-Mission "Austro-Mir ’91" schreiben.
Neil Armstrong hat uns Kinder mehr geprägt als irgendeiner seiner Zeitgenossen.
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