Politik

Ukraine: Schewa und Klitschko als Politiker

Es ist das Ende einer und der Beginn einer anderen Karriere für beide Sport-Stars: Sowohl Vitali Klitschko, Box-Weltmeister im Schwergewicht, als auch Stürmer-Legende Andrej Schewtschenko, in der Ukraine gewissermaßen Nationalheld, widmen sich künftig der Politik. Harte Bandagen sind beide gewohnt, gegeneinander kämpfen mussten sie allerdings noch nie – dies ändert sich jetzt: Die beiden Sportler gehen bei der Parlamentswahl im Oktober für verschiedene Parteien ins Rennen.

"Vorwärts" mit Schewtschenko

Andrej Schewtschenko, der zuletzt für den Kiewer Klub Dynamo kickt, schließt sich der neuen Oppositionspartei "Ukraina - Vpered!" - "Ukraine - Vorwärts!"- an. Schewas Begründung: Die Partei sei jung und im Kommen, meinte der Fußballer während eines gemeinsamen Kinderheim-Besuchs mit Parteichefin Natalija Korolewska.

Er wolle seinem Land mit seiner Erfahrung dienen, die er über die Jahre in Europa habe sammeln können, sagte das 35-jährige Fußballidol. Getreu seinem Motto "Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper" wolle er sich politisch für den Sport und soziale Themen engagieren. Auf der Homepage seines Klubs Dynamo Kiew hatte Schewtschenko zuvor lediglich seinen Wechsel in die Politik angekündigt. Seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft verkündete Europas Fußballer des Jahres 2004 bereits nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus der Ukraine bei der EM.

Natalija Korolewska ist eine frühere Mitstreiterin der inhaftierten ehemaligen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, gegen die derzeit medienwirksam prozessiert wird. Ihre als wirtschaftsfreundlich geltende Partei tritt im Oktober zu ihrer ersten Parlamentswahl an. Ihre Existenz ist nicht unumstritten: Nach Ansicht von Experten ist die Partei ein Kunstprodukt der Regierung, mit dem die Opposition geschwächt werden soll.

Ob sie ins Kiewer Parlament einziehen wird, ist zudem noch fraglich: In Umfragen liegt die Partei derzeit unter der Fünfprozenthürde. Schewtschenkos Kandidatur könnte darüber hinaus auch noch am Wahlgesetz scheitern, da er nicht wie vorgeschrieben in den vergangenen fünf Jahren in der Ex-Sowjetrepublik gelebt hat.

"Schlagkräftiger" Klitschko

Einen passenden Namen hat sich Box-Schwergewicht Vitali Klitschko für seine Partei gesucht – sie nennt sich "Udar", zu Deutsch "Schlag". Die Allianz – das Akronym "Udar" steht für Ukrainische demokratische Allianz für Reformen – hat sich 2010 gegründet; Klitschko wurde bei einer Konferenz in der Hauptstadt von 620 Delegierten als Spitzenkandidat gekürt – es gab lediglich eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen.

Der Politiker kündigte der regierenden Partei der Regionen von Präsident Viktor Janukowitsch einen "harten, aber fairen" Wahlkampf an. Laut jüngsten Meinungsumfragen kann "Udar" bei der Wahl mit etwa zehn Prozent der Stimmen rechnen.

Es ist nicht das erste Mal, das Klitschko sich politisch betätigt: Gemeinsam mit seinem Bruder Wladimir engagierte sich der 41-Jährige für die Demokratiebewegung der Orangen Revolution; 2006 und 2008 kandidierte er zudem für das Amt des Kiewer Bürgermeisters, konnte aber beide Male nicht genügend Stimmen erringen.