Tirol: Polizist soll "Gold-Mörder" sein
Montagabend, kurz nach 22.30 Uhr: Grell leuchten die Blaulichter von Notarzt- und Rettungswagen über den Innsbrucker Innrain, als sie zum Landespolizeikommando einbiegen. Kurz zuvor hatten sich dort im Hof dramatische Szenen abgespielt – im Zusammenhang mit dem mysteriösen Mord an der 49-jährigen Bank-Filialleiterin Erika Hechenleitner, die am Freitag tot in ihrem Mercedes in Wiesing entdeckt worden war.
Denn nach mehrstündiger Vernehmung hatte der dringend Tatverdächtige, ein 51-jähriger Polizist, einen Fluchtversuch unternommen. „Dazu kam es gegen 22.15 Uhr völlig unerwartet“, berichtete Christoph Hundertpfund, der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes, am Dienstag. Im Gerangel hatte ein Kollege seine Dienstwaffe verloren, die der 51-Jährige an sich nahm. Doch er wurde überwältigt, noch bevor er den Abzug betätigen konnte.
Sprengstoffexperte
Tief erschüttert ist Landespolizeikommandant Helmut Tomac, dass ausgerechnet ein Kollege in das Kapitalverbrechen verstrickt ist, in dem acht Kilo Gold für 333.000 Euro die zentrale Rolle spielen. Ein Kollege, der zudem eine Spezialausbildung zum Entschärfen von Sprengmitteln absolviert hat.
Und er dürfte wohl einen perfekten, kaltblütigen Mord geplant haben: „Er baute ein Vertrauensverhältnis zum Opfer auf, das er ausnutzte“, sagte Hundertpfund. Wie berichtet, hatte die 49-Jährige am Donnerstag nach 17 Uhr die Bank mit acht Goldbarren verlassen. (Was laut Geldinstitut absolut unüblich ist.) Nach dem Essen mit ihrer Tochter machte sie sich auf zum ominösen Gold-Geschäft und traf ihren Mörder.
Laut Obduktion wurde Hechenleitner mit Chloroform betäubt. Danach wurde sie angegurtet und im Pkw eine Signalfackel entzündet. Das Kohlenmonoxid führte zum Erstickungstod.
Der 51-Jährige, der Donnerstag und Freitag frei hatte und am Wochenende wieder Dienst in Strass versah – nur einen Steinwurf von der Bank entfernt – geriet bald unter Verdacht. Viele Indizien, auch der rege SMS-Verkehr mit dem Opfer, führten zu ihm. Im Wagen wurden zudem ein Feuerzeug, Überreste von Brandbeschleuniger und Signalfackel sowie eine Stoffwindel sichergestellt, die wohl mit Chloroform getränkt war.
Kein Geständnis
Der Polizist gab zwar zu, das Wertkarten-Handy verwendet zu haben, und dass er sich das Narkotikum beschaffte – allerdings nicht für diesen Zweck. Geständnis zum Mord gab es vorerst keines. Noch am Dienstag sollte über die U-Haft entschieden werden. Vom Gold fehlte jede Spur.
Kein Wunder, dass die Gerüchteküche brodelt. „Der Verdächtige ist als streng und eher jähzornig bekannt“, meint ein Strasser. In Rattenberg, der Heimatstadt des 51-Jährigen, sitzt der Schock tief: Er war auch politisch aktiv und steuerte Pyrotechnik-Shows zu Kulturveranstaltungen bei, etwa zur Aufführung von „Der Name der Rose“ bei den Schlossbergspielen 2006.
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