Tiercoach über Hunde im Ruhestand
Von Hedwig Derka
Gassi gehen mit Sindy war gegen Ende eine echte Herausforderung. Für Vier- und für Zweibeiner. Die Deutsche Schäferhündin war nahezu blind. Sie zwischenfallfrei an den Hindernissen der Großstadt - Altbau ohne Lift, Autos ohne Ende, Baugruben am Gehsteig - vorbei zu einer Hundewiese zu manövrieren: ausgeschlossen. Noch dazu verursachten ihr Hüftprobleme Schmerzen. Das Ende kam schnell, nach vielen, herrlichen Jahren des Pudelwohlfühlens.
Seniorenhunde haben ihre Wehwehchen. "Hundehalter sollten das Alter ihres Haustieres trotzdem nicht als Krankheit sehen, sondern als einen neuen Lebensabschnitt", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, wovon sie spricht. Ihre Wanda ist 14 Jahre. Auch Zoodoc Thomas Voracek aus der Tierärztlichen Ordination Tiergarten Schönbrunn meint: "Akzeptieren Sie, wenn aus ihrem jungen, wilden Hund mit der Zeit ein Couch-Potato wird."
Die durchschnittliche Lebenserwartung von Hunden beträgt zwölf Jahre. Tendenz steigend, der Fortschritt in der Veterinärmedizin macht`s möglich. Dabei leben kleine Rassen generell länger, große Rassen altern schneller, werden aber später erwachsen. Acht- bis zehnjährige Tiere gelten als Senioren, so die Faustregel.
"Neben den Genen beeinflussen vor allem die richtige Ernährung und die artgemäße Haltung die Lebenserwartung", sagt der Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Ausgewogene Ernährung lasse sich am einfachsten mit qualitativ hochwertigen Fertigprodukten erzielen. In speziell zusammen gestelltem Trockenfutter zum Beispiel ist alles drin, was ein Hund an Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett benötigt. Viele Hersteller bieten darüber hinaus Diätlinien an, die auf verschiedene Krankheiten abgestimmt sind. "Wenn ein Hund schon an ein Produkt gewöhnt ist, wird er auch die Schonkost eher fressen", sagt Voracek. Übrigens: Mehrere kleine Portionen belasten den Verdauungsapparat weniger als eine üppige Hauptmahlzeit.
Die Nahrung für sein Haustier selbst zuzubereiten, ist aufwendig und schwierig. Die Mischung passt oft nicht. Auch Umstellungen, die das zunehmende Alter notwendig macht, werden dabei übersehen: Seniorenhunde brauchen weniger Kalorien, ihr Stoffwechsel funktioniert langsamer. Übergewichtige Vierbeiner neigen zu Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes, Bluthochdruck und Gelenkschmerzen.
"Vorsorge ist das beste Mittel, um den Hund lange gesund zu halten", sagt der Zoodoc. Der alljährliche Routine-Check beim Tierarzt mit Zahnkontrolle, Blutbild und Herzuntersuchung ermöglicht rechtzeitige Therapien. Prinzipiell gilt: Auf Aussehen gezüchtete Rassen sind anfälliger für Krankheiten als Hunderassen, bei deren Zucht die Leistung im Vordergrund steht. Für alle Rassen gilt: Bewegung trainiert die Muskulatur und hält den Vierbeiner fit.
Doch unaufhaltsam kommt jeder Hund in die Jahre. Er schläft mehr, interessiert sich weniger für Artgenossen und ausgedehnte Spaziergänge, er drosselt seinen Spieltrieb und entwickelt Schrullen. "Hundebesitzer bekommen die Veränderungen rasch mit und in den Griff", sagt Thomas Voracek aus dem KURIER-Tiercoach-Team: "Sie kenne ihr Haustier dann ja schon viele, viele Jahre."
Vermenschlichung Hunde altern schneller als Menschen. Das Alter des Vierbeiners lässt sich in Menschenjahre umrechnen - mit grobem Ergebnis.
Hundejahre Über den Lebenszeitraum gerechnet zählt ein Hundejahr ungefähr sieben Menschenjahre. Beim Erwachsenwerden geht`s allerdings schneller: Ein einjähriger Hund entspricht zirka einem achtzehnjährigen Menschen.
Umrechnungshilfe http://rechneronline.de/hunde-katzen-jahre/