"Steiermark auf dem Abstellgleis"
Wir Steirer lassen uns zu viel gefallen." Trude Förster aus Bärnbach beobachtet genau, wie viele Mitreisende von Graz nach Salzburg unterwegs sind. Täglich sollen es im Schnitt nur 30 Personen sein, hatte kürzlich ÖBB-Personenverkehrschefin Birgit Wagner bedauert. Sie begründete, warum es statt sechs Direktverbindungen definitiv nur noch drei geben werde - und retour ebenso. Das sei mit dem Land Steiermark als Auftraggeber abgestimmt.
Frühzug
30 Mitreisende? Das könne nicht stimmen, meint Frau Förster. Und der Schaffner bestätigt später: Knapp 70 Leute im Frühzug Richtung Frankfurt. Und das am schwach frequentierten Marienfeiertag. Monika Haller aus Bärnbach ist eine fröhliche Person: "Für mich passt eigentlich alles. Zugfahrten sind komfortabel. Das Personal ist freundlich, der Frühbucherbonus in Ordnung." 125 Euro zahlt sie hin und retour nach Frankfurt. Wäre sie noch früher dran gewesen, hätte sie ein Schnäppchen um 78 Euro erwischt.
Der KURIER-Lokalaugenschein in die umgekehrte Richtung - aus Salzburg - verläuft ebenfalls aufschlussreich. Mehr als 160 Passagiere (plus 30 aus Linz, die in Selzthal zusteigen) fahren an einem späten Sonntagabend noch nach Graz.
Ab 12. Dezember werden Fernzüge gekappt. Für Rita B. aus Mürzzuschlag eine Katastrophe: Die Zerspanungstechnikerin muss aus familiären Gründen 14-tägig nach Bludenz pendeln. "Bisher habe ich nach der Arbeit den Nachmittagszug genommen und war übers deutsche Eck um 23 Uhr 40 in Bludenz. So, wie es jetzt aussieht, bleibe ich irgendwo nachts hängen oder muss mehrfach unter großem Zeitverlust umsteigen. Die Steiermark steht auf dem Abstellgleis." Viele Studierende seien zwischen Westösterreich und Graz/Leoben unterwegs. Wer nehme auf sie Rücksicht?
"Am Balkan"
Der Grazer Uniprofessor Ulrich Brossmann ist ein Vielreisender. "Es gibt keine Nachtverbindungen nach Deutschland. Innsbruck und Bregenz sind schwer zu erreichen." Wer freitags nach Büroschluss ins Wochenende fahren wolle, bleibe auf der Fernstrecke hängen. "Wir leben am Balkan", ist Brosmann verärgert. Die ÖBB sollten nicht kürzen, sondern das Angebot verbessern.
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