Saudi-Arabien: Kinderbräute und Vielweiberei
Von Susanne Bobek
Der Großmufti von Saudi-Arabien Sheik Abdul-Aziz al-Sheik wies jene Kräfte, die das gesetzliche Heiratsalter anheben wollen, in die Schranken. Nach den Gesetzen des Islam sei ein Mädchen im Alter von zehn oder zwölf Jahren für die Ehe bereit. "Gute Erziehung macht ein Mädchen in diesem Alter bereit für alle ehelichen Pflichten", sagte er. Der Großmufti hatte erst vor Kurzem mit einem Rechtsgutachten zur Zerstörung aller Kirchen in den Golfstaaten aufgerufen, was eine heftige Reaktion von Kardinal Christoph Schönborn zur Folge hatte.
Doch Al-Sheiks Worte haben Gewicht. Obwohl die Verheiratung von Minderjährigen in Indien und Bangladesch verboten ist, nimmt die Zahl der Kinderbräute wieder zu. Ebenso in Pakistan. Mädchen werden möglichst jung verheiratet, damit sie ihren armen Eltern nicht zur Last fallen. In Bangladesch sieht ein Gesetz aus dem Jahr 1929 eine Gefängnisstrafe von einem Monat für die Verheiratung von Minderjährigen vor, doch es wird nach Angaben der Direktorin der Vereinigung der Anwältinnen, Rehana Sultana, nicht angewandt. Und im Notfall fälschen die Eltern eben die Dokumente. Armut, Analphabetismus und religiöse Tabus seien verantwortlich für die „Millionen Kinderbräute“, heißt es.
Polygamie
Auch die Vielweiberei ist weiter verbreitet als bisher angenommen. Erst in der Vorwoche heiratete ein junger Pakistani zwei Frauen in 24 Stunden. Die eine, weil es seine Eltern wollten, die andere, weil er sie schön findet. Auf den Hochzeitsbildern sehen die beiden Mädchen nicht gerade strahlend aus.
Glücklich zeigte sich dafür der südafrikanische Staatschef Jacob Zuma, 70, als er kürzlich seine vierte Ehefrau, die Johannesburger Geschäftsfrau Bongi Ngema, heiratete. Die vierte ist eigentlich Ehefrau Nummer sechs, denn eine Frau schied freiwillig aus dem Leben, und eine andere ließ sich scheiden. Seitdem wirbt die Billigfluglinie Kulula.com: "Die vierte Ehefrau fliegt gratis mit". Die Airline brüstet sich mit dem "weltweit ersten Spezialtarif für Großfamilien mit mehreren Ehefrauen". Südafrikas Werber sind berühmt für Witz und Frechheit: Es ginge ja schließlich auch um die Harmonie unter den Frauen.