Politik

Rot will Blau-Wähler zurückholen

29 Prozent der Bürger würden derzeit die SPÖ wählen, wie eine OGM-Umfrage für den KURIER ergeben hat. Damit möchte sich die Kanzlerpartei bei der Nationalratswahl im kommenden Jahr nicht zufriedengeben. Es wird eine "Wähleroffensive" gestartet.

"Wir wollen FPÖ-Wähler, ÖVP-Wähler und Nicht-Wähler gewinnen", sagt Geschäftsführer Günther Kräuter im Gespräch mit dem KURIER. Für Straches Truppe ortet er ein Potenzial von 25 Prozent. "Fünf Prozent davon sind nicht zu holen, das sind Burschenschafter und Rechte. 20 Prozent, vor allem Protestwähler, auch ehemalige SPÖ-Wähler sind aber ansprechbar." Ein Viertel davon sollen sich am Wahltag für die SPÖ entscheiden. "Aktion 5 Prozent" ist der Codename für diese Mission.

FPÖ-Mentalität

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Nicht "über die Faschismuskeule" wolle seine Partei aus diesen Blau-Fans Rot-Wähler machen. Gelingen solle das mit dem Thema Korruption: "Das betrifft ja zu einem Gutteil die FPÖ." Ebenso werde die SPÖ "die Mentalität" Freiheitlicher aufzeigen. "Die treten ja trotz schwerer Verfehlungen nicht zurück, Stichwort Uwe Scheuch", befindet Kräuter. Auch Nationalratspräsident Martin Graf amtiere trotz Stiftungsaffäre immer noch: "Da geht es um eine alte Dame, die FPÖ-Sympathisantin war – und es jetzt nicht mehr ist." Zudem wolle seine Partei Strache & Co der "Inkompetenz" überführen: "Vor allem in Sachen EU. Da werden wir der Gräuelpropaganda Sachinformation und Aufklärung entgegensetzen."

Auf ÖVP-Wähler spitzt Kräuter ebenfalls. "Bei denen wollen wir mit Bildung punkten. Viele, vor allem urbane ÖVP-Anhänger sind etwa in Sachen Gesamtschule viel weiter als ihre Partei." Ländliche ÖVP-Wähler seien das bei der "Verteilungsgerechtigkeit. Sie wollen auch eine Vermögensbesteuerung."

Die SPÖ werde den Wählern jedenfalls Positives anbieten – im Gegensatz zur ÖVP: "Man sollte nicht in die eine Tasche eine Benimm-Fibel stecken, in die andere eine Beschimpf-Fibel ( gemeint ist die gegen Rot-Grün )."

Und jene, die die SPÖ nicht wählen, sollen sich zumindest eine Zeit lang an dem beteiligen, was die SPÖ tut – ein neues Programm erstellen. "Vor allem europapolitisch ist Justierung nötig." Damit begonnen wird beim Parteitag am 13. Oktober; zwei Jahre werde debattiert. Wie einst bei Kreisky sollen "Tausende Nicht-Mitglieder inhaltlich ein Stück des Weges mit uns gehen", sagt Kräuter. "Von Gesundheits- bis Umweltpolitik – sie sollen sich einbringen können." Über die sozialen Netzwerke seien viele zu erreichen. "Für breite Bevölkerungsschichten ist sicher interessant, mit der Kanzler-Partei ernsthaft mitzugestalten."

Die SPÖ wiederum müsse "offen sein, ohne Scheuklappen an das herangehen – auf dem Fundament ihrer Werte." Noch stärker werde sich seine Partei "den Arbeitnehmerrechten widmen"; weiters der "Verteilungsgerechtigkeit" und der "Stabilität in Europa. Da hat Kanzler Faymann ja schon enorme Kompetenz entwickelt." Im Hinblick auf die Wahl werde herausgearbeitet, "was Regierungskompromiss ist und was Zielsetzung der Partei". Kräuter geht davon aus, dass Rot und Schwarz erneut eine komfortable Mehrheit zustande bringen: "Die Leistungen in schwieriger Zeit werden anerkannt werden. Allerdings erscheint auch eine rot-grüne Perspektive durchaus im Bereich des Möglichen."