Politik

Prozess: Bei Schönheits-OP verpfuscht

Früher absolvierte Annemarie Guschlbauer im Fernsehen Werbeauftritte für eine Handy-Marke, ein Möbelhaus, die Wiener Linien. Heute hat das ehemalige Model ein schlecht vernarbtes riesiges Loch in der Bauchdecke und kann nur noch schlabbrige Jogginghosen tragen.

Dazwischen lag eine sogenannte Schönheitsoperation, wie sie auch in Österreich immer mehr in Mode kommen. Schätzungen nach lassen sich pro Jahr 40.000 Menschen etwas an ihrem Körper „machen“. Wie Annemarie Guschlbauer. Sie hatte sich 2009 dazu entschlossen, ihren Bauch straffen zu lassen. „Ich bin als gesunder, fröhlicher Mensch hingegangen und als Invalide zurückgekommen“, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. Als 30-prozentige Invalide, um genau zu sein.

Schönheitschirurgen pflegen im Privatfernsehen vorzuführen, wie scheinbar einfach solche Eingriffe sind. Der Zuschauer kann live mitverfolgen, wie die neuen Körperlinien aufgezeichnet werden, wie abgesaugt, weggeklappt und geschnipselt wird. Vom Risiko hört man wenig bis gar nichts.

Guschlbauer war schon von Berufs wegen stets gestylt. Dann legte sie Gewicht zu, nahm wieder ab und wieder zu, es bildete sich eine unangenehme Fettschürze um die Leibesmitte. Zehn Jahre zuvor hatte sich die heute 52-Jährige vom Wiener Arzt Professor W. die Brüste verkleinern lassen. Also ging sie mit ihrem Problem zu ihm. „Er hat den Eingriff heruntergespielt, als wäre es eine Blinddarmoperation. Zu meinem Mann hat er gesagt: ,Ihre Frau kann weiter Bikini tragen‘.“

Auf Anraten des Arztes nahm Guschlbauer vor der Operation „mit eiserner Disziplin“ zehn Kilo ab, weitere Aufklärungsgespräche gab es nicht. Erst im Operationssaal sah sie Prof. W. wieder. „Er hat was herumgezeichnet auf mir. Als ich schon die Wurschtigkeitstablette bekommen hatte, ließ er mich den Aufklärungsbogen unterschreiben.“ Das gab der Arzt später im Prozess auch zu.

Oberflächlich

Nach der Operation zeigte sich eine ausgeprägte Nekrose, die Haut rund um die Wunde wurde schwarz, aber Prof. W. spielte die Folgen herunter: „Das ist nur oberflächlich, sagte er“, erinnert sich Guschlbauer. Sie verordnete sich selbst Antibiotika, der Arzt schickte ihr eine Heimhilfe nach Hause, die ohne Ausrüstung kam: „Sie hat mich gefragt, ob ich eine Schere habe, zum Zuschneiden des Wundschwammes, der die Wundflüssigkeit aufsagen sollte.“ Guschlbauer sagt, sie habe „gestunken wie ein Stück totes Fleisch“.

Als eine Nachbarin – sie ist Krankenschwester – die Wunde sah, drängte sie zur Fahrt ins Spital. In einer Notoperation wurde ein 19 mal 5 Zentimeter großes Loch ausgeschnitten und eine Hauttransplantation durchgeführt. „Aber die konnten dort auch keine Wunder mehr wirken.“ Die Narbe ist am Muskel angewachsen, jede Bewegung schmerzt. Guschlbauer kann nur noch zwei Tage pro Woche arbeiten, nicht mehr Tennis spielen, nicht mehr tanzen.

Mit Unterstützung ihres St. Pöltener Anwalts Martin Wandl klagte sie den Arzt wegen unterlassener Aufklärung. Sie will das Honorar (5000 Euro) zurück und fordert 64.000 Euro Schadenersatz sowie Schmerzensgeld. „Ich will doch nachher nicht schlechter ausschauen als vorher. Hätte man mich gewarnt, dass man da verunstaltet werden kann, hätte ich gesagt: Nein, danke.“ Inzwischen wurde ein Gutachten eingeholt. Es besagt, dass Nekrosen bei solchen Eingriffen recht häufig vorkommen, und dass Prof. W. davor hätte warnen müssen. „Die Ärzte sagen einem nicht alles, sonst haben sie keine Kunden mehr“, meint Annemarie Guschlbauer.