Politik

Nepal: Arbeitsverbot für junge Frauen

Sumiati Mustapa war 23, als sie ins saudi-arabische Medina kam, um Arbeit zu suchen – so wie es viele Tausend Asiaten tun, um ihre Familien daheim zu unterstützen. Wenige Monate nachdem sie als Hausmädchen anheuerte, wurde Sumiati ins Spital eingeliefert. Mit Brüchen, Verbrennungen und inneren Blutungen. Die Herrin des Hauses hatte sie geschlagen, mit einem Bügeleisen malträtiert, mit Messern und Scheren gestochen. Sumiatis Schicksal verursachte einen Aufschrei in ihrem Heimatland Indonesien, der Fall ging um die Welt.

Das war 2010, ausgerechnet in dem Jahr, als sich Nepal entschloss, das bestehende Verbot aufzuheben, in Golfstaaten zu arbeiten. Der Bann hatte zwölf Jahre gegolten und war verhängt worden, nachdem sich ein nepalesisches Mädchen aus Verzweiflung über Ausbeutung und Missbrauch in Kuwait das Leben nahm.

Junge Frauen

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Die beiden Fälle waren exemplarisch für das Schicksal vieler. Nun denkt Nepal wieder um: Die Regierung will Frauen unter 30 verbieten, in Staaten wie Saudi- Arabien, Bahrain und Co. zu arbeiten. Ältere Frauen seien weniger gefährdet, Opfer von Missbrauch zu werden, so die Regierung in Kathmandu. Diese könnten weiterhin dort arbeiten, ebenso wie Männer.

Laut der Regierung arbeiten 58.000 Nepalesinnen am Golf, NGOs gehen von weit höheren Zahlen aus. Die Migranten, Frauen und Männer, wandern aus, um Geld nach Hause zu schicken, denn bei einer Arbeitslosigkeit von knapp der Hälfte der Nepalesen findet oft niemand in der Familie Arbeit. Laut CNN macht das Geld, das von Auswanderern beigetragen wird, mehr als ein Fünftel des nepalesischen BIP aus.

Sie arbeiten als Kindermädchen oder Putzfrauen. Und nicht selten werden sie versklavt wie Sumiati: Plötzlich ist der Pass weg, sie dürfen das Haus nicht mehr verlassen, der Lohn wird einbehalten. Besonders, wenn die Asiatinnen nicht angemeldet sind, können die Arbeitgeber mit ihnen machen, was sie wollen – in jeder Hinsicht. Viele der brutalen Vorfälle werden wohl verschwiegen, aus Angst vor Abschiebung.

Dass Nepal aber nun den Weg des Verbots für die eigenen Landsfrauen geht, stößt bei Menschenrechtsorganisationen und der UNO auf harsche Kritik. Manche sehen die Taktik als Angriff auf die Gleichheit der Geschlechter. Man sollte nicht die Frauen beschränken, sondern mit den Golfstaaten zusammenarbeiten, um deren Sicherheit zu gewährleisten, meint Human Rights Watch. Ins selbe Horn stößt auch Saru Joshi, Nepals Frauenbeauftragte der UNO: Sie warnte in der Himalayan Times sogar davor, dass die Frauen dann erst recht zu Opfern von Schleppern und Ausbeutern werden könnten.

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