Politik

Mehrarbeit für Junglehrer, dafür höhere Einstiegsgage

Bildungsministerin Claudia Schmied hat dazugelernt. 2009 wollte sie den Lehrern im Alleingang zwei Unterrichtsstunden mehr pro Woche verordnen; sie scheiterte. Nun hat sie die Finanz- und die Beamtenministerin an der Seite – um den Gewerkschaftern den Sanktus zu einem neuen Dienst- und Gehaltsrecht für Pädagogen abzutrotzen.

Am Donnerstag präsentierten ihnen die drei Damen die Reform der Regierung gleich in Form eines Gesetzestextes. Der Kern: Junglehrer sollen fortan länger an der Schule sein, dort nicht nur mehr unterrichten, sondern Schüler auch nachmittags betreuen und fördern. Dafür werden sie anderweitig entlastet: durch Psychologen, Sozialarbeiter, administrativ durch Sekretariate. Zudem werden die Anfangsgagen höher sein als derzeit (siehe unten); die Gehaltskurve flacht über die Jahre hinweg aber ab.

Nach zweieinhalb Stunden war der erste Austausch beendet. Der oberste Pflichtschullehrer-Gewerkschafter, Paul Kimberger, befand: Nach einer "Bewertungsphase" könne schon Mitte Mai konkret verhandelt werden. Zum Gesetzestext wollte er nichts sagen, aber: "Wenn es ein gutes Angebot ist, kann es relativ schnell gehen." Jürgen Rainer, Vertreter der Lehrer an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, war gar angetan: "Das ist deutlich mehr, als wir erwarten konnten. Wir können in der nächsten Runde schon ins Detail gehen."

Fekter hatte zuvor wissen lassen, dass ihr einstiger Vorstoß – sechs Stunden mehr Arbeit für Junglehrer, aber nur vier davon bezahlt – in der Form nicht in dem Papier steht. Der neue Vorschlag sei differenzierter und kreativer: "Junglehrer müssen wahrscheinlich anders flexibel sein als bisher, sie bekommen aber auch ein wesentlich höheres Einstiegsgehalt." Und: Das neue Dienstrecht müsse mit der "Neuen Mittelschule" und mehr Ganztagsbetreuung "zusammenpassen und die unterschiedlichen Arten von Lehrerarbeit, von Unterricht bis zu Nachbereitung und Elterngesprächen, abbilden". Schmied hofft, dass die Eckpunkte der Reform bis zum Sommer stehen.

Für den Bildungsexperten Bernd Schilcher sollte das neue Dienst- und Gehaltsrecht "nicht als Teil des Sparpakets gesehen werden. Es geht in erster Linie darum, eine neue Pädagogik zu begründen." Für ihn sind Ganztagsschulen das Um und Auf: "Das bedeutet, dass die Lehrer von 8.30 bis 16.30 Uhr an der Schule sind. Das ist nicht nur in 80 Prozent der europäischen Länder so. Damit würden auch die Interessen der Schüler im Mittelpunkt stehen, nicht die von Lehrern oder der Gewerkschaft."

Gehalt: Wie viel es derzeit für Lehrer gibt

Pflichtschulen: Lehrer an Volks-, Haupt-, Sonder-, polytechnischen und Berufsschulen (ausgebildet an pädagogischen Hochschulen) verdienen am Anfang 2050 € brutto monatlich. Am Ende der Laufbahn sind es 4500 €.

Höhere Schulen: Lehrer an Gymnasien und berufsbildenden höheren Schulen (ausgebildet an der Uni) verdienen am Anfang 2220 € brutto monatlich, das bis auf 5140 € steigt.

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