Politik

Knalleffekt: Adelsmayr lässt Prozessrunde aus

Zig Mal hat Eugen Adelsmayr, 52, diese Fragen schon gehört: Warum fliegst du überhaupt noch nach Dubai? Der Anästhesist aus Bad Ischl ist in dem Emirat wegen geplanten Mordes angeklagt. Der Staatsanwalt bezichtigt ihn, einen Patienten falsch behandelt und ihm Hilfe vorenthalten zu haben. Und er fordert deshalb die Todesstrafe für den Arzt. Jetzt hat der Bad Ischler die Frage beantwortet, im Stillen, alleine: Der 52-jährige Arzt wird nicht an der neunten Prozessrunde teilnehmen. Aus „persönlichen und familiären Gründen“ habe er sich entschieden, „nicht nach Dubai zu fliegen“, sagt er.

Adelsmayr ist in Dubai mordverdächtig und derzeit in Bad Ischl. Seit Juli steht er vor dem dreiköpfigen Richtersenat, als Zuhörer, denn selbst sprechen durfte er bislang nur einen Satz – „Ich bin unschuldig.“ Dass er derzeit in Bad Ischl ist, verdankt er dem Schicksal, das es nicht gut mit dem 52-Jährigen gemeint hat. Lange rangen Diplomaten für eine temporäre Ausreise des Arztes aus „humanitären Gründen“. Adelsmayr wollte heim zu seiner Frau, die im August an Krebs erkrankt war. Seit September war er zwischen den Terminen bei seiner Frau, musste zusehen, wie sie von Reise zu Reise schwächer wurde. Im Jänner starb sie.

„Meine Situation hat sich geändert“, sagte Adelsmayr in der Vorwoche zum KURIER. Seine zwei Söhne würden ihn jetzt brauchen. Viel könnte Adelsmayr ohnehin nicht mehr beitragen. Was kann er noch beweisen? „Nichts mehr“, sagte er vor einigen Tagen. „Alle Fakten liegen auf dem Tisch“, bekräftigt der 52-Jährige nun.

Manipuliert

Darunter sind drei Gutachten und Zeugenaussagen, die ihn entlasten. Und ein Umstand, der am gesamten Verfahren zweifeln lässt: Der Bericht der spitalsinternen Untersuchung wurde bei der Übersetzung vom Englischen ins Arabische manipuliert. Genau auf diesem Dokument fußen die Anklage, die Fragen des Richters an die Zeugen, und somit das gesamte Verfahren. Die Dubaier Justiz hat darauf nie reagiert.

Genau darauf, auf ein Signal der Richter, wartet Adelsmayr nun. Heute sollen die Schlussplädoyers vorgetragen werden. Neben Adelsmayr ist auch ein indischer Arzt angeklagt. Offiziell hat sich der Bad Ischler entschuldigen lassen. Er wäre auch heute nicht zu Wort gekommen, hätte vielleicht gar nicht mehr ausreisen dürfen. Das Urteil fällt in drei Wochen. Adelsmayr vertraut darauf, dass „die Richter die Fakten würdigen“.