Klimaforscher zu Unwettern: "Schutzmechanismen müssen überdacht werden"
Wie ungewöhnlich waren die Unwetter der vergangenen Tage? Diese Frage stellen sich viele. Eine Antwort darauf lieferte am Mittwochabend der Leiter der Abteilung für Klimaforschung der Geosphere Austria Marc Olefs in der ORF-Sendung "ZIB 2".
"Wir haben extreme Regenmengen bei über 400 Litern pro Quadratmeter, das ist ungefähr das Sechsfache einer durchschnittlichen September-Monatssumme", erklärte der Experte. "Auswertungen haben gezeigt, dass diese Werte sogar flächendeckend 25 bis 100 Prozent über den vergangenen extremen Fünftagessummen in diesem Gebiet liegen." Er habe keine Zweifel daran, dass das Unwetter klar in Zusammenhang mit der Erderhitzung und dem Klimawandel stehe.
Diese würden extreme Ereignisse bedingen. "Was früher vielleicht ein 1000-jährliches Hochwasser war, ist in Zukunft vielleicht ein 900-jährliches", sagte Olefs
Versiegelung ist ein Problem
"Punktuell" hätte man sich besser auf die in den vergangenen Tagen aufgetretene Situation vorbereiten können. Als Beispiel nannte Olefs den Wienfluss: "Die Rückhaltebecken im Bereich Auhof, die waren randvoll. Für eine gewisse Zeit lang sind die Niederschlagsmengen sozusagen ungebremst in die Donau hineingeflossen. Die Dimensionierung unserer Schutzmechanismen - also die Größe von Rückhaltebecken oder Schutzbauwerken - muss überdacht werden."
Man habe in Österreich ein Problem mit der Versiegelung. "Pro Tag werden in Österreich im Schnitt zwölf Hektar an Boden versiegelt, dies entspreche etwa 16 Fußballfeldern. Diese versiegelten Flächen können im Fall solcher starken Niederschlagsereignisse das Wasser nur schlecht oder gar nicht aufnehmen. Der wachsende Bodenverbrauch muss deutlich eingebremst werden, damit diese natürliche Schutzfunktion der Natur intakt bleibt", kritisierte der Experte.