Politik

Justiz könnte Fall Adelsmayr neu aufrollen

Eugen Adelsmayr will gegen seine Verurteilung zu lebenslanger Haft weiterkämpfen. Er kann zwar nicht berufen, jedoch könnte bald die heimische Justiz den ominösen Mordvorwurf prüfen.

Ein Gericht in Dubai verdonnerte den 53-jährigen Bad Ischler in Abwesenheit zu lebenslanger Haft. Adelsmayr, der in dem Wüstenstaat eine steile Karriere als Anästhesist hingelegt hatte, wurde bezichtigt, einen Patienten falsch behandelt und ihm Hilfe vorenthalten zu haben. Ein Dubaier Staatsanwalt zimmerte daraus eine Anklage wegen "Mordes". Nach 462 Tagen fiel am Sonntag das Urteil. In zwei Wochen erwächst es in Rechtskraft, kann aber nicht exekutiert werden, da Adelsmayr seit dem Tod seiner Frau im Jänner wieder in Österreich ist.

"Rechtliche Prüfung"

Jetzt sind die Behörden in Dubai am Ball. "Das sind autonome Entscheidungen", sagt Elisabeth Ellison-Kramer, Leiterin der Rechtshilfeabteilung im Außenministerium. Für den Fall, dass die Justiz des Emirats eine Auslieferung fordert oder einen internationalen Haftbefehl ausstellt, muss sich auch eine österreichische Staatsanwaltschaft einschalten. "Ausliefern oder ausjudizieren", so heißt der dafür verantwortliche Rechtsgrundsatz. Da der Arzt von Österreich nicht ausgeliefert werden würde, landet der Fall auf dem Schreibtisch eines heimischen Staatsanwalts. "Mittels Rechtshilfeersuchen würden die Unterlagen angefordert werden und anhand dieser Unterlagen eine rechtliche Prüfung erfolgen", sagt Dagmar Albegger, Sprecherin des Justizministeriums.

"Farce"

Für Adelsmayr wäre das Balsam auf seine wunde Seele. "Das wäre natürlich ein Hit. Das Verfahren gegen mich war bisher eine Farce." Die medizinischen Vorwürfe stuften österreichische Mediziner als unhaltbar ein. Ein unabhängiger Sachverständiger wurde nie angehört. Das Tüpfelchen auf dem i war die Anklage, die auf einer manipulierten Übersetzung fußte. Selbst das Außenministerium protestierte in ungewöhnlicher Schärfe.

Bis zu einer Prüfung könnte ein internationaler Haftbefehl dem Arzt das Leben schwer machen. Im Ausland müssten ihn Behörden festnehmen und prüfen, ob das Verfahren fair war. Welche Länder ihn ausliefern würden, konnte im Außenamt niemand vorhersagen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund