Iran arbeitete laut IAEO an Atomwaffen
Von Irene Thierjung
Die Informationen weisen darauf hin, dass der Iran Arbeiten zur Entwicklung eines nuklearen Sprengkörpers durchgeführt hat." Das teilte der Chef der IAEO, Yukia Amano, in einem Dienstagabend veröffentlichten Bericht der UN-Atombehörde mit. In dem 25-seitigen Dokument heißt es, Teheran habe "glaubwürdigen" Informationen zufolge zumindest bis 2010 Tests durchgeführt, die die IAEO nur mit der Entwicklung von Kernwaffen erklären könne, darunter Computersimulationen. Diese Arbeiten könnten noch andauern, sagte Amato, der nicht dezidiert davon sprechen wollte, dass der Iran tatsächlich bereits eine Atombombe baue. Allerdings deuten mehrere Aktivitäten des Iran laut dem Bericht auf eine "militärische Nutzung" seines Atomprogramms hin. Zu diesen Aktivitäten zählen demnach neben den Tests teils erfolgreiche Versuche, Nuklearmaterial und Know-How von einem internationalen Netzwerk um den pakistanischen Wissenschaftler Khan zu beschaffen. "Sie (der Iran, Anm.) haben in fast allen Bereichen gearbeitet, die es gibt", erklärte ein IAEO-Mitarbeiter in Wien. Das Mullah-Regime hat stets beteuert, nur ziviles Interesse an der Kernkraft zu haben, etwa zur Stromgewinnung oder für medizinische Zwecke. "Iran wurde die Maske vom Gesicht gerissen", sagte ein israelischer Fernsehkommentator.
Sanktionen - oder Krieg?
Der Bericht, den Teheran als "unausgewogen, unprofessionell und politisch motiviert" zurückwies, enthält die bisher schwerwiegendsten Vorwürfe gegen den Iran. Sein Inhalt kam allerdings nicht völlig unerwartet: Die israelische Zeitung Haaretz hatte bereits am Wochenende unter Berufung auf IAEO-Quellen Auszüge publiziert - was dem Papier aber nichts an Schlagkraft nahm.
Alle Augen richten sich nun nach Israel, Großbritannien und die USA. Die Regierungen in Jerusalem und London haben mehrmals einen militärischen Einsatz gegen den Iran in den Raum gestellt. Israel kommentierte den IAEO-Bericht zunächst nicht. Man müsse ihn zuerst studieren. Verteidigungsminister Barak hatte am Vormittag gesagt: "Ein Krieg ist kein Picknick, und wir wollen keinen Krieg." Er fordere aber "tödliche Sanktionen" gegen Teheran.
Kritik an der IAEO kam aus Russland. Das Außenministerium bezeichnete den Bericht, der keine Neuigkeiten enthalte, als "schädlich" für eine diplomatische Lösung des Atomstreits. Präsident Medwedew warf Israel wegen dessen Kriegsdrohungen "gefährliche Rhetorik" vor. Der deutsche Außenminister Westerwelle und sein französischer Kollege Juppe warnten vor einem Angriff auf den Iran.
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