Politik/Inland

Wo zuletzt Grasser residierte, zieht Prinz Eugen ein

Wo früher bei düsterem Licht, umgeben von Patina, Finanzminister wie Karl-Heinz Grasser residierten und um politische Kompromisse rangen, erstrahlt es heute in hellstem Barock-Glanz: Das Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen in der Wiener Innenstadt ist nach acht Jahren Renovierung kaum wiederzuerkennen. Juwel des Winterpalais, für dessen Bau der Prinz die Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lukas Hildebrandt engagierte, sind die Prunkräume des Feldherren. Der Zutritt zu diesen Räumen war der Öffentlichkeit bisher verwehrt. Mitte Oktober ändert sich das. Dann führt dort die Direktorin des Belvedere, Agnes Husslein-Arco, mit ihrem Team Regie.

Kunstsinnig

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Rund 1300 Quadratmeter bekommt das Belvedere an Museumsfläche dazu. Anlässlich des 350. Geburtstages startet der Museumsbetrieb mit einer Ausstellung, einer Hommage an Prinz Eugen, wie Husslein-Arco sagt. Sie schwärmt: „Das Winterpalais ist vom besten Barock. Es ist unberührt, von dieser Qualität gibt es das in Wien sonst nirgendwo mehr.“

Zu verdanken habe sie den Neuerwerb Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP). Fekter selbst habe angeboten, die Räume im Interesse der Öffentlichkeit ins Belvedere zu integrieren. Husslein-Arco: „Die Ministerin ist sehr kunstsinnig. Sie geht oft in Ausstellungen und ins Theater.“ Es ist eine unbekannte Seite der zuweilen rauen Politikerin. Fekter selbst hat ihr Büro in dem an das Winterpalais anschließende Palais Questenburg-Kaunitz, das stets Teil des Ministeriums war und durch die Renovierung mit dem Winterpalais verbunden wurde.

Rund 140 Millionen Euro wird der Umbau der Palais kosten, wobei die Prunkräume nur fünf Prozent der Fläche ausmachen.

Der Rechnungshof hat diese Summe kritisiert. Sie sei viel höher als geplant. „Wir sind 2001 bei der Ausschreibung mit 98 Millionen Euro ins Rennen gegangen. Nur mit der Valorisierung sind wir bei fast 120 Millionen Euro“, sagt Reinhold Sahl von der Burghauptmannschaft, unter deren Leitung der Umbau der denkmalgeschützten Palais verlief. „Das Haus war knapp vor dem Zusammenbruch“, erzählt der mit der Generalsanierung beauftragte Architekt Heinrich Strixner. „Jetzt kann der historische Komplex nachhaltig für die kommenden 150 Jahre genutzt werden.“