Politik/Inland

Wirtschaftskammer: Das Comeback eines Querkopfs

Er ist zwar Präsident bei „seinem“ SCR Altach in Vorarlberg, doch das Amt des Nationalrats-Präsidenten blieb ihm im vergangenen November verwehrt.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz gab seiner engen Vertrauten Elisabeth Köstinger den Vorzug. Der offen enttäuschte Zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf wurde wieder, was er schon seit 1994 durchgehend ist: ein einfacher Abgeordneter der Volkspartei.

Sechs Wochen später war Köstinger Landwirtschaftsministerin, Ex-Innenminister Wolfgang Sobotka wurde Nationalratspräsident und um Karlheinz Kopf wurde es still.

Nun ist der Unternehmer, ÖVP-interne Querkopf und längst gediente Mandatar im Hohen Haus wieder da: Kopf wird am 1. Juli Generalsekretär in der Wirtschaftskammer Österreich. Der neue Kammerpräsident Harald Mahrer stellte Kopf und die anderen Köpfe seines neuen Teams am Mittwoch vor.

Kammer-intern gilt der 60-jährige Karlheinz Kopf als „Stabilitätsgarant“ und eine Art „Anker“ an der Seite des erst 45-jährigen und „kreativen“ Mahrers. Kopf war Generalsekretär im Wirtschaftsbund (2000 bis 2008), Klubchef der ÖVP (bis 2013) und danach Zweiter Nationalrats-Präsident.

Beide, Mahrer und Kopf, sprachen von einer idealen Konstellation angesichts der wirtschaftsfreundlichen türkis-blauen Bundesregierung. Keineswegs sei der neue Job für ihn ein Trostpflaster, so Kopf. Er sei mit Sebastian Kurz weiterhin freundschaftlich verbunden. „Solche Dinge muss man hinter sich lassen.“

So amikal dürften die Kammer-Herrn ihr Verhältnis zu den roten Sozialpartnern kaum anlegen. Mahrer erneuerte seinen Vorwurf von „Propaganda“ und „Populismus“ auf Seiten der Gewerkschaft, was den Zwölf-Stundentag betrifft und sprach zudem von jahrelanger Blockadepolitik. Mahrer: „Selbstverständlich wird niemand gezwungen, zwölf Stunden am Tag oder 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Selbstverständlich wird Mehrarbeit mit mehr Freizeit oder mehr Geld abgegolten.“ Dennoch will Mahrer mit dem designierten ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und der neuen AK-Präsidentin Renate Anderl die Arbeitszeitflexibilisierung diskutieren und insgesamt die Sozialpartnerschaft zu einer breiteren Zukunftspartnerschaft ausbauen. Ob das gelingt?

Farbenfroh wird es auf jeden Fall: Mahrer, der auffällige violette Socken trug, will dabei nicht parteipolitisch eingefärbt als schwarz oder türkis gelten: „Wir tragen rot-weiß-rot und dunkelblau mit den gelben Sternen der EU.“