Wiener Stadtregierung: Ludwigs vier Neue im Porträt
Es ist der größte Regierungsumbau seit langem im Wiener Rathaus: Mit Peter Hanke (Ressort Finanzen und Wirtschaft), Peter Hacker (Gesundheit und Soziales), Kathrin Gaal (Wohnen) und Veronica Kaup-Hasler (Kultur) hat der designierte Bürgermeister Michael Ludwig gleich vier neue Köpfe in sein Team geholt.
Eine Quereinsteigerin für Kultur und Wissenschaft
Die größte Überraschung ist sicher Veronica Kaup-Hasler. Und Michael Ludwig fällte die Entscheidung ohne Einflüsterer. Denn er verfolgt den Weg der Dramaturgin seit Mitte der 1990er-Jahre, als sie bei den Wiener Festwochen für Luc Bondy arbeitete. 1968 in Dresden geboren, war sie 1970 mit ihren Eltern nach Wien gekommen. Sie studierte Germanistik und Theaterwissenschaft, in der Folge arbeitete sie bei den Salzburger Festspielen und in Basel.
Ab 2001, nach ihrer Festwochen-Zeit, leitete sie das Festival „Theaterformen“ in Niedersachsen, von 2006 bis 2017 war sie Intendantin des „steirischen herbstes“ in Graz; sie programmierte ihn betont (gesellschafts-)politisch. In ihrer Rede 2013 fragte sie anlässlich der damaligen Wahl: „Welche Seilschaften, Verbindungen brauchen wir, um etwas zu verändern?“ Ihre Erkenntnis: „Der Grat von Koalition zur Korruption ist ein sehr schmaler.“ Die empathische Quereinsteigerin weiß also ganz genau, was sie in der Politik erwarten wird. Thomas Trenkler
Langjährige Vertraute wird Stadträtin für Wohnen
Dass die Gemeinderätin Kathrin Gaal Teil der neuen Stadtregierung wird, galt schon länger als ausgemacht. Denn im Rennen um die Nachfolge Michael Häupls unterstützte die 42-Jährige Michael Ludwig – wenn auch nicht öffentlich.
Gaal galt gemeinhin als rote Personalreserve. Sie ist – wie vormals auch ihr Vater Anton Gaal – Bezirksparteivorsitzende der SPÖ in Favoriten. Damit ist sie Vertreterin eines sogenannten Flächenbezirks – der in der Ära von Michael Häupl keinen Rathaus-Spitzenfunktionär stellen durfte.
Ihre politische Laufbahn startete die studierte Juristin bei den Favoritener Frauen und im „Team für Wien“, in dem sich Parteimitglieder und Nichtmitglieder engagieren können. Von 2001 bis 2005 war Gaal Bezirksrätin in Favoriten, 2005 wurde die damals 29-jährige Studentin in den Gemeinderat gewählt.
Seit 2009 ist sie im Vorstand der Wiener SPÖ und damit eine von fünf Stellvertretern von Parteichef Ludwig. Gaal ist verheiratet und hat eine Tochter.
Holding-Manager beerbt Chefin als Finanz-Stadtrat
Bisher arbeitete er unter ihrem Kommando, nun folgt er ihr nach: Wien-Holding-Chef Peter Hanke beerbt Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner. Auch ihm waren seit Wochen gute Chancen auf den Posten nachgesagt worden.
Schon seit 1993 ist der heute 54-Jährige in der Wien Holding tätig. Die Gesellschaft verwaltet die Beteiligungen der Stadt wie die Messe Wien, die Stadthalle, die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) und den Twin City Liner. Ab 2001 fungierte Hanke im Konzern als Prokurist, von 1996 bis 2002 war er Vorsitzender des Betriebsrats. Im Jahr 2002 stieg der 54-Jährige an die Spitze der Holding auf und leitete gemeinsam mit Sigrid Oblak ihre Geschicke. Zuständig ist Hanke für die Geschäftsfelder Logistik und Mobilität sowie das Kultur- und Veranstaltungsmanagement.
Der 1964 geborene Wiener studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Aus der Politik hat er sich bisher weitgehend herausgehalten. Abseits des Managerjobs engagiert er sich bei den Wiener Kinderfreunden, wo er im erweiterten Vorstand sitzt. Wie Michael Häupl ist Hanke Mitglied im Kuratorium des Fußballklubs Austria Wien. Er ist auch Vorstandsmitglied im Verein „Wirtschaft und Integration“ und Mitglied im Fachausschuss für Kongressförderung im Wien Tourismus.
Rathaus-Profi übernimmt Megabaustelle Gesundheit
Gute Chancen auf einen Stadtratsposten wurden Peter Hacker in den letzten Wochen nicht zum ersten Mal nachgesagt. Schon vergangenes Jahr, als Sonja Wehsely als Gesundheitsstadträtin das Handtuch warf, galt er als aussichtsreicher Kandidat. Zum Zug kam aber Sandra Frauenberger – die Hacker nun beerbt.
Der 54-Jährige verbrachte weit mehr als die Hälfte seines bisherigen Lebens in der Verwaltung – einige Jahre davon als Berater von SPÖ-Bürgermeister Helmut Zilk. Als solcher beschäftigte er sich ab 1985 vor allem mit Bürgeranliegen, Jugend und Sozialem. 1992 wurde er zum städtischen Drogenkoordinator berufen. 2001 wurde Hacker Chef des Fonds Soziales Wien (FSW), der Krankenbetreuung, Pflege und Wohnungslosenhilfe für rund 130.000 Menschen organisiert.
Breite Anerkennung und das Image eines hemdsärmeligen Machers erarbeitete er sich als Flüchtlingskoordinator. Die Herausforderungen der Flüchtlingswelle von 2015 löste er mit pragmatischer Tatkraft, indem er etwa mit anderen Organisationen rasch Unterkünfte schuf. „Ich bin froh, wenn mich meine Frau noch erkennt, wenn ich nach Hause komme“, sagte er damals. Diese Hoffnung könnte mit der Übernahme des derzeit wohl schwierigsten Ressorts in der Wiener Kommunalpolitik wieder aktuell werden. Stefanie Rachbauer