Politik/Inland

Schramböck: "Wer Technik kann, muss sich nicht davor fürchten"

KURIER: Vor drei Monaten starteten die ersten, von Ihrem Ministerium initiierten, Handykurse für Senioren. Wie fällt Ihre erste Bilanz für das "Kaffee Digital" aus?

Margrete Schramböck: Wir haben in dieser kurzen Zeit 1.000 Personen entweder in Seniorenkursen oder mit Handy-Führerscheinkursen erreicht. Das ist erfreulich, zeigt aber auch den großen Bedarf für dieses Thema. Die ältere Generation fit für das Internet zu machen ist kein karitatives Zusatzprogramm, es ist unsere Pflicht und Verantwortung. Hier geht es um soziale Teilhabe, Erfüllung im Alltag und ja, letztlich auch um eine große Käuferschicht. Wir können nicht dauernd über Digitalisierung sprechen und den größten Teil der Gesellschaft nicht mitnehmen.

Welche Zielgruppen wollen Sie mit der Plattform „fit4internet“ erreichen?

Wir adressieren alle Gesellschaftsschichten und jede Altersgruppe. Von den Jungen, über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zu den Seniorinnen und Senioren. Für jede Gruppe werden wir sukzessive Angebote aufbauen, wobei wir das Rad nicht neu erfinden. Es gibt in Österreich zahlreiche gute Initiativen und Schulungsformate, die aber nicht skalieren. Hier bauen wir mit dem Verein, gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft eine Trägerrakete, um mehr Menschen zu erreichen. Im nächsten Jahr werden wir neben den bestehenden Seniorenkursen etwa ein Kompetenzraster aufsetzen, so wie es bei Sprachen schon Standard ist. Damit wird das Schlagwort der Digitalisierung, messbar, vergleichbar, lernbar und wir geben dem Thema einen ganz anderen Stellenwert.

Österreich rangiert in punkto Internetnutzung und grundlegende, digitale Kompetenzen im europäischen Vergleich auf Platz 8. Was machen die Skandinavier, die einmal mehr die ersten Plätze belegen, besser als wir?

Ein Thema ist sicher die Offenheit und der Mut zu neuen Technologien. Hier muss man Sorgen offen ansprechen und Chancen aktiv kommunizieren. Kernthema sind aber auch die digitalen Fähigkeiten. Wer Technik bedienen kann, muss sich nicht davor fürchten. Es ist auch eine Frage von Angebot und Nachfrage. Wenn nur ein Fünftel der Unternehmen Produkte über E-Commerce anbietet, darf man sich nicht wundern, wenn ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher noch nie Waren über das Internet eingekauft hat. Wir müssen also auch das digitale Knowhow in den Betrieben, vor allem den KMU erhöhen.  

Sie haben 2019 zum „Jahr der Digitalisierung“ ausgerufen. In welcher Form werden die Österreicher das  spüren beziehungsweise davon profitieren?

Wir wollen, dass das Leben der Menschen durch die neuen Technologien einfacher, die Unternehmen wettbewerbsfähiger und die Verwaltung serviceorientierter wird. Heuer haben wir die entsprechenden Vorarbeiten dafür geleistet, 2019 starten wir voll durch. Etwa mit der Digitalisierungsagentur, die ab Februar als Kompetenzzentrum für die Wirtschaft und Dialogplattform für die Gesellschaft fungiert. Mit den Digital Innovation Hubs und den Bootcamps stellen wir Infrastruktur und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Firmen und deren Mitarbeiter zur Verfügung. Ab März startet das digitale Amt, konkret werden mit dem Start die An- und Ummeldung eines Wohnsitzes, die Amtswege zur Geburt, eine Erinnerung wenn der Pass abläuft sowie die Wahlkarte für die EU-Wahl elektronisch verfügbar sein. Im Laufe des Jahres werden weitere Amtswege dazukommen, auch der Führerschein am Handy ist dann Realität. Und wir werden das Thema der Digitalisierung stärker als bisher als Standortvorteil nutzen. Das schlechteste Handynetz in Österreich ist immer noch besser als in vielen anderen Ländern und zumindest bei der Digitalisierung sind wir das bessere Deutschland.