Kurz will Österreich zur Wasserstoff-Nation Nr.1 machen
Eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Thema des kommenden Wahlkampfs wird der Klimaschutz sein. Das Meinungsforschungsinstitut Peter Hajek Public Opinion Strategies hat im Zuge des „ATV Österreich Trend“ erhoben, welche Themen der Bevölkerung am wichtigsten sind: Mit 31 Prozent führt Klimaschutz die Liste an, noch vor dem Dauerbrenner der Nationalratswahl 2017 – nämlich Zuwanderung, Integration & Asyl (mit 24 Prozent) – und dem (SPÖ-)Thema leistbares Wohnen (19 Prozent).
Die entscheidende Frage ist somit, welche politischen Maßnahmen umgesetzt werden sollen, um Österreichs in den kommenden 30 Jahren in eine fossilfreie Volkswirtschaft umzubauen.
Grüne ÖVP-Strategie
Diesen Montag will ÖVP-Chef Sebastian Kurz gemeinsam mit der ehemaligen Umweltministerin Elisabeth Köstinger das Klimaschutzkonzept der Türkisen für den Wahlkampf präsentieren.
Einen ersten Auszug für den Verkehrsbereich, der bisher Jahr für Jahr steigende Treibhausgas-Emissionen verzeichnet und für mehr als 40 Prozent des nicht-industriellen Gesamtausstoßes verantwortlich ist, haben die ÖVP-Strategen am Samstag publik gemacht: Demnach will Kurz Österreich zur „Wasserstoff-Nation Nr.1“ machen.
Worum geht’s? Österreich hat große, beschäftigungsintensive Zulieferbetriebe für die europäische Automobilindustrie, viele davon produzieren Verbrenner-Motoren oder Getriebe – beides hat wenig Zukunft in Europa, das in den kommenden 30 Jahren frei von fossilen Brennstoffen werden will. Elektrisch betriebene Autos brauchen auch keine Getriebe.
Und der Zug fährt derzeit in Richtung Elektromobilität. Anders als E-Autos, die ihre Energie aus Batterien holen, soll Wasserstoff als Energiespeicher forciert werden. Genau da setzt die ÖVP-Strategie„H2-Ö“ an, mit der Österreich zur „Wasserstoffnation Nummer 1 weltweit“ bis 2030 umgebaut werden soll.
Der Plan beinhaltet etwa, ein eigenes Wasserstoff-Zentrum zu schaffen, das „die besten Köpfe und innovativsten Unternehmen“ nach Österreich holt. Kurz will, dass mit der OMV, die seit 2009 Wasserstoff-Tankstellen betreibt, und dem Verbund, der bereits über Erfahrungen beim Wasserstoff-Einsatz im Industrie-Bereich verfügt, ein neuer Technologie-Schwerpunkt entsteht.
Die Strategie sieht auch vor, erfolgreiche Forscher aus dem Ausland nach Österreich zu holen und besondere Anreize für innovative Unternehmen zu schaffen, die bereits erste Erfolge in diesem Bereich erzielen konnten.
Das darf auch etwas kosten: Mindestens 500 Millionen Euro sollen in den kommenden zehn Jahren in Forschung und Entwicklung investiert werden. Kurz will dafür aber keine -Steuer, bei der man für jedes emittierte Gramm Kohlendioxid zahlen muss, da eine solche Steuer „vor allem sozial Schwächere und Menschen am Land“ treffen würde.
Zudem soll an den technischen Hochschulen die Technologie vorangetrieben werden. Und der Kauf von (derzeit noch sehr spärlichen Kfz-Modelle) mit Wasserstoff-Tanks soll höher gefördert werden.
Dazu braucht es allerdings auch die Infrastruktur. Derzeit sind es fünf Wasserstoff-Tankstellen – in ganz Österreich. Kurz will deshalb ein flächendeckendes Tankstellennetzwerk bis 2025 aufbauen.
Dass es jedenfalls noch viel Forschung braucht, zeigte zuletzt ein Zwischenfall in Norwegen, dem Vorreiter für ökologische Mobilität. Dort explodierte vor rund zwei Wochen eine Wasserstoff-Tankstelle aus noch ungeklärten Umständen, zwei Menschen wurden dabei leicht verletzt.