Vom Makler zum Minister
Die Meldung datiert vom 15. November 2014: Hartwig Löger, der Vorstandsvorsitzende der Uniqa-Versicherung, übernimmt die Führung der 900.000 Mitglieder starken Sportunion – und zwar unter anderem von einer gewissen Bettina Glatz-Kremsner.
Drei Jahre später erbt Löger nun erneut einen Job von ihr, wenn auch nur einen für sie gedachten: Vor drei Wochen fühlte Kurz bei Löger erstmals vor, ob er sich den Job als Finanzminister vorstellen könnte – nach der endgültigen Absage Glatz-Kremsners Anfang der Woche wurde die Sache dann konkret. "Den klassischen Weg", sagte Löger einmal dazu passend in einem Interview über seinen Lebensweg, "bin ich nie gegangen."
Das ist der Steirer tatsächlich nicht. Geboren und aufgewachsen im Selzthal, wollte Löger nach der Matura am Admonter Stiftgymnasium eigentlich Pilot werden. Finanziell war das für ihn nur beim Bundesheer möglich, Löger schlug also die Offizierslaufbahn ein. Allein, nach wenigen Monaten musste er aufgrund einer schweren Knieverletzung aufgeben und heuerte – weil er nicht wusste, was er studieren sollte – als Versicherungsmakler an. Dann begann ein rasanter Aufstieg: Der Hobby-Tennisspieler arbeitete für Allianz und Grazer Wechselseitige, nach mehreren Jahren bei der Uniqa übernahm er dort 2012 den Vorstandsvorsitz. Kurz traf er erstmals vor knapp zehn Jahren als einer jener Wirtschaftsbosse, deren Nähe der aufstrebende Jungschwarze schon als Chef der Jungen ÖVP bewusst suchte.
Ideologisch wird Löger der christlich-konservativen Seite zugeordnet, der 52-Jährige ist Mitglied der Grazer Mittelschulverbindung "Markomannia-Eppenstein". Sein Coleurname dort lautet Seneka (mit "k" statt "c") – angelehnt an den römischen Denker und Nero-Berater Seneca, der vor allem eines predigte: Verzicht und Zurückhaltung. Es soll schlechtere Credos für einen Finanzminister geben.