Politik/Inland

Unterstützung in Buchform: Kurz ausführlich gebauchpinselt

Die Wiener Journalistin und Autorin Judith Grohmann („Das Ösi-Phänomen“, „In geheimer Mission“) hat eine Biografie über Sebastian Kurz geschrieben. Das von ihm autorisierte Buch erscheint am 11. September und liest sich über weite Strecken wie eine Unterstützungserklärung für den Favoriten bei der Wahl. Trotz kritischer Zwischentöne kommt Kurz sehr gut weg – seine Gegner mag das ärgern. Die Korrespondentin für den Münchner Merkur (früher Profil, Presse, Standard) sieht den VP-Chef „wegen seiner Jugend, seiner Art zuzuhören und auf Menschen zuzugehen“ jedoch als eine Art „Maßstab für einen Politiker des 21. Jahrhunderts“.

KURIER: Sie gehen in ihrem Buch sehr freundlich mit Sebastian Kurz um. War das eine Auftragsarbeit?

Judith Grohmann: Nein, keineswegs. Ich war diejenige, die Sebastian Kurz eine Biografie vorgeschlagen hat. Die Idee dazu entstand vor rund drei Jahren bei einem Interview. Das ist mein erstes politisches Buch. Er hat mich als Person und Mensch interessiert. Wie ist er wirklich? Wie kommt man so jung so weit? Ich wollte hinter die Kulissen schauen, von der Familie bis zur internationalen Politik.

 

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Sie haben sich zwei Jahre mit dem Phänomen Kurz auseinandergesetzt, Dutzende Leute interviewt, oft mit ihm selbst gesprochen. Wie tickt er? Welche Koalition wird Kurz wohl nach der Wahl eingehen?

Um eines klarzustellen: Ich bin kein Fan, kein Groupie, auch kein Parteimitglied. Welche Koalition? Schwer zu sagen. Vielleicht bekommt er ja 51 Prozent, dann stellt sich die Frage nicht mehr.

Kurz steht auch für die Kontrolle über Botschaften und Bilder, die „Message Control“. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Gar nicht. Er hat nichts verhindert, es wurde nichts gestrichen. Er hat mir vertraut. Aber es war definitiv kein Diktat.

Sie konnten nicht wissen, dass Ende September neu gewählt wird. Jetzt ist Ihrem Buch die maximale Aufmerksamkeit sicher.

Geplant war immer September/Oktober und zumindest ein Resümee über das erste Jahr der Kanzlerschaft von Kurz. Dann, mitten im Schreiben, ist Ibiza passiert, und das Ende von Türkis-Blau war da. Ich hatte Angst, dass vom Verlag her das ganze Projekt abgeblasen wird. Aber es war sozusagen Glück im Unglück. Ab dann musste alles sehr schnell gehen.

Sie spannen einen sehr weiten Bogen von der Kindheit bis zum jetzigen Wahlkampf. Was hat Sie an Kurz am meisten überrascht?

Beim Fotoshooting für das Buch-Cover hat er ständig versucht, mich zum Lachen zu bringen. Seine Mutter hat recht: Er ist ein liebenswürdiger Schlingel.

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