Politik/Inland

"Unser Heer": Berufsheer weit billiger

Mehrkosten durch ein Berufsheer? Mitnichten, wischt das Komitee "Unser Heer" entsprechende Befürchtungen der Wehrpflicht-Anhänger vom Tisch. Als Gegenargumente führen der Komitee-Vorsitzende Hannes Androsch und der Wirtschaftswissenschafter Andreas Wagener von der Leibniz Universität Hannover internationale Vergleiche an. 21 von 27 EU-Staaten hätten bereits auf Berufsheere umgestellt, dass das Militär dem Staat danach teurer komme, "kann man nirgendwo wirklich beobachten", so Wagener.

Ob es nun die Wehrpflicht gebe oder nicht, mache bei den Kosten de facto keinen Unterschied, behauptet Wagener. Feststellbar sei aber ein Produktivitätsgewinn durch Berufssoldaten: Ein Berufssoldat entspreche eineinhalb bis zwei Wehrpflichtigen, "man könnte das gleiche Leistungsniveau mit der Hälfte der Leute erbringen". Ineffizient sei die Wehrpflicht auch, weil sich die Ausbildungsinvestition bei einer Grundwehrdienstdauer von sechs Monaten einfach nicht rentiere.

"Die Wehrpflicht ist eine Steuer." Wirtschaftswissenschafter Wagener


Zu berücksichtigen seien aber nicht nur die Kosten, die dem Staat anfallen, sondern auch die "versteckten Kosten", die einer belgischen Studie zufolge das Doppelte des Staatsetats ausmachen würden. "Die Wehrpflicht ist eine Steuer", sagte Wagener. Sie raube den Grundwehrdienern nicht nur mögliches Einkommen durch die Unterbezahlung, sondern auch Lebenseinkommen. Studien für andere Länder gehen von vier bis 15 Prozent des Lebenseinkommens aus, nimmt man fünf Prozent für Österreich an, wären das im Durchschnitt zwei Jahreseinkommen, also 70.000 Euro.

Und nicht nur Geld, sondern auch Ausbildungszeit wird den jungen Männern nach Meinung des Wissenschafters "gestohlen". OECD-Studien würden zeigen, dass in Staaten mit Wehrpflicht bis zu zehn Prozent weniger Leute im tertiären Bildungssektor landen, also ein Studium beginnen. Auch die Wirtschaft wachse um rund ein Viertelprozent langsamer.

Panikmache

Mögliche Rekrutierungsprobleme in Sozialberufen und beim Heer ließ Wagener ebenfalls nicht gelten. Diese habe es in anderen Staaten "bestenfalls temporär" gegeben und wenn, dann eher im militärischen Bereich. Dass beim Entfall des Zivildiensts die Rettung nicht mehr komme, sei "eine ziemliche üble Panikmache". Leistungseinbußen und Kostensteigerungen im sozialen Bereich seien "einfach nicht eingetreten", in keinem der Länder. "Österreich ist ein spezielles Land, aber so speziell auch wieder nicht", so Wagener.

Viele Länder hätten die Diskussion schon geführt und die "aus volkswirtschaftlicher Sicht" empfohlene Abschaffung der Wehrpflicht beschlossen, "nennenswerte Verwerfungen" habe es nirgendwo gegeben.