Politik/Inland

Stronachs Gastspiel endet mit leiser Selbstkritik

Abgang statt Eingang in die Weltgeschichte, wie er einst meinte. Vier Monate nach seiner Angelobung im Hohen Haus hat sich Frank Stronach aus diesem verabschiedet.

Seine dortige dritte und letzte Rede war ein Sammelsurium – aus Privatem („Schön, wenn ich Zeit mit meinen drei Enkeln verbringen kann; da war ich nachlässig“), bekannten Sprüchen („Nur die Realwirtschaft kann Arbeitsplätze schaffen“), Eigenlob („Ich habe 150 Millionen Sozialspenden gegeben“) und Selbstkritik.

Er habe nie beabsichtigt, „jemanden schlechtzumachen. Sollte das passiert sein, möchte ich mich entschuldigen“. Stets bei der Sache sein habe er wollen: „Das ist mir vielleicht nicht ganz gelungen.“ Nicht weil er inhaltlich nicht beschlagen sei. Am Idiom sei es gelegen: „Ich bin über 60 Jahre in Kanada. Bei meinem Deutsch hapert es ein bisschen.“ Sein Steirisch verstehe erst recht keiner.

Mehr als Artikulationsprobleme hat seine Partei. Der Mann, der antrat, um „das System“ zu ändern, das Kanzleramt für sich in Reichweite sah, brachte es bei der Nationalratswahl im Herbst auf lediglich 5,7 Prozent. In den Länder-Filialen ging es drunter und drüber. Und wegen Stronachs skurriler Auftritte wurde „Frankschämen“ zum Vorjahreswort.

Geldsorgen

Im Parlament hinterlässt der 81-jährige Milliardär eine elfköpfige Truppe, befehligt von Kathrin Nachbaur, seiner Intima, die bald wohl die Parteiführung von ihm übernimmt. „Mit Rat und Tat zur Seite stehen“ will ihr Stronach fürderhin. Mit mehr nicht.

30 Millionen Euro hat er in sein Polit-Projekt investiert. Nun gibt er nichts mehr. Auch deswegen haben seine Parteifreunde noch nicht kundgetan, ob sie bei der EU-Wahl am 25. Mai antreten. Stronachs steirische Statthalterin Waltraud Dietrich ist dagegen; „zur Ruhe kommen“ sollte die Partei. Nachbaur ist dafür, in den Europa-Wahlkampf zu ziehen.

Insider berichten, dass de facto entscheiden sei, das nicht zu tun. Nicht nur mangels Finanzen; auch ein attraktiv-bekannter Spitzenkandidat ist nicht vorhanden.

Trotz der Scharmützel mit Josef Bucher (Stronach holte ja mehrere Orange aus dessen Nationalratsklub zu sich) erwog er den Ex-BZÖ-Chef für diesen Job. Der bestreitet, von Stronachianern kontaktiert worden zu sein. Es wäre auch vergebliche Müh’, beteuert Bucher, dessen Partei es im Herbst nicht mehr in das Hohe Haus geschafft hat. Das Thema Politik sei für ihn erledigt. Stronachs Frau oder Mann für Brüssel müsste sich die Wahlwerbung selbst finanzieren. Ob dieser Startvoraussetzung lehnen potenzielle Anwärter wohl dankend ab.

Bedankt hat sich am Mitwoch auch Stronach im Nationalrat. Dafür, „dass ich hier sein durfte“. Gegenüber den Polit-Konkurrenten gab er sich versöhnlich: „Wenn wir uns wiederbegegnen, können wir uns ins Gesicht schauen und ein Glas Wein trinken.“ Mandatare aller Couleur applaudierten ihm. SPÖ-Frau Oberhauser hofft, ihn dort nicht mehr zu sehen, wo er zuletzt war: „Bleiben Sie, wie Sie sind. Aber bleiben Sie der österreichischen Politik fern.“

Die Nationalratssitzung zum Nachlesen.