Österreichisch, der Deutschen Spaß
Von Evelyn Peternel
Deutschländisches Deutsch“ versus „österreichisches Deutsch“ - ein kleiner Kulturkampf? Die seit langem gärende Debatte um die Unterschiede zwischen Österreichern und Bundesdeutschen kann nun wieder aufleben – dank Bildungsministerin Heinisch-Hosek, die seit Anfang dieser Woche eine Broschüre zum Spracherhalt des österreichischen Idioms in den heimischen Schulen verteilen lässt.
Das 64-seitige Heft hat zum Zweck, den Schülern das österreichische Deutsch wieder näherzubringen – denn dass „österreichische Eigenheiten und Ausdrucksweisen unserer Sprache langsam aber sicher in den Hintergrund geraten“, macht der SP-Ministerin Sorge; mit Hilfe von Lernkarten, Memoryspielen oder simplen Lernspielen sollen den Kindern Begriffe wie Servus statt Tschüss, Schlagobers statt Sahne und Jause statt Pausenbrot wieder ins Bewusstsein gerückt werden.
Die schuldigen Deutschen
Diese Sorgenfalten auf der Stirn der Ministerin sorgen in jenem Land, das in der Broschüre als Quell der nach Österreich dringenden Sprachflut ausgemacht wird, eher für Lachfalten: In mehreren Medien wurde über die Kampagne eher augenzwinkernd berichtet. So schreibt die Welt etwa, dass Heinisch-Hosek den Sprachwandel in Österreich „nicht tatenlos mit ansehen will. Schuldige hat sie bereits ausgemacht: die Deutschen, mal wieder – oder genauer gesagt: ihr Fernsehen.“
Die Huffington Post titelt gar „Darum hat Österreich Angst vor der Deutschen Sprache“ – Heinisch-Hosek, unterstellt die Online-Zeitung, habe „Angst vor einer Invasion der deutschen Standardsprache. (…) Die Sozialdemokratin fordert so etwas wie einen Artenschutz für Begriffe wie ,Sackerl‘, ,Marille‘ oder ,Erdapfel‘.“ Bei einer dazugehörigen Umfrage zum Thema gehen die Meinungen auseinander: 50 Prozent antworten auf die Frage, ob die „Ösis sich zurecht beschweren“ würden mit „Nein, das ist übertrieben“. Und die anderen 50 Prozent mit „I' werd narrisch! Seid's ihr eigentlich deppert? Wie kann man so eine Frage überhaupt stellen?“
Vom Wischerln und Futlapperln
Auch der Spiegel hat sich der Debatte angenommen – und verweist dabei auf den Unernst, der ihr innewohnt. Dafür zitiert man aus dem Vorwort des Wörterbuchs Österreichisch-Deutsch, jenem unter Mitwirkung von HC Artmann entstandenen Büchlein, das urösterreichische Begrifflichkeiten wie „wischerln“ oder „Futlapperl“ in sich birgt (deren werbewirksame Anbringung am Wiener Flughafen hatte bekanntlich auch einen gehörigen Aufschrei zur Folge): „Im Österreichischen gehe es vor allem um ,die unterschiedlichsten Grade der Alkoholisierung‘, um ,diverse Formen geistiger Demenz‘ und ,die vielfältigen Aspekte weiblicher Widerwärtigkeit‘“, lautet das Vorwort des Büchleins. Das Buch begegnet der leidigen Sprachdebatte mit der nötigen Portion Humor.
„Was die Deutschen und die Österreicher trennt, ist ihre gemeinsame Sprache“, soll es der große Österreicher Karl Kraus auf den Punkt gebracht haben. Gut, dass das Zitat gar nicht von ihm stammt, sondern aus anonymer Quelle, vielleicht also gar von einem deutschen Staatsbürger.