SPÖ-Wahlkampfauftakt: "Das wird kein Spaziergang"
Aus dem Publikum blinkt es konsequent rot, die SPÖ hat Armbändchen mit flackernden Lichtern verteilt. So steht Christian Kern auf der Bühne vor einem Blinklichtmeer am Pult und redet sich warm für seine Rollen, in die er Donnerstagabend schlüpft.
"Man hat als Bundeskanzler nicht zu fragen, was nützt der eigenen Partei, sondern was nützt Österreich", sagt Kern und verteidigt damit, dass er nicht schon früher selbst Neuwahlen veranlasst habe. "Mit Österreich spielt man nicht" - Kern, ganz Regierungschef.
Graz wurde von der SPÖ für den bundesweiten Wahlkampfauftakt gewählt. Alles ist auf Kern zugeschnitten, außer ihm gibt es keine Redner. "Wir treten mit dem Anspruch an, Nummer 1 zu werden", deponiert er dann auch sofort. "Es wird eine Auseinandersetzung, die kein Spaziergang wird. Aber wir werden den anderen mit aller Deutlichkeit klar machen, dass sie sich zu früh freuen." - Kern, ganz Wahlkämpfer.
Eine Stunde lang spricht Kern jedes Thema der aktuellen Innen- und Außenpolitik an, von einer EU, die sich ändern müsse bis zur Sozial - und Schulpolitik. Die Wirtschaftsprogramme von ÖVP und FPÖ zerpflückt mit hörbarem Sarkasmus. "Die versprechen 12, 15 Milliarden Euro Steuererleichterungen. Warum nicht gleich 30? Wenn das ein Wirtschaftsprogramm ist, ist ein Jerry-Cotton-Heftl Weltliteratur." - Kern, ganz Unterhalter. Die Zuhörer johlen auf.
"Milch und Honig"
Doch es geht auch ernster. Der rote Parteichef warnt vor Schwarz-Blau. Schon einmal habe so eine Regierung Milch und Honig versprochen. "Geblieben ist ein Scherbenhaufen. Und jetzt kommen die selben noch einmal." Dieselben übrigens, die "Journalisten unter Druck setzen, ein Trommelfeuer an Untergriffen setzen und Hackeln tief fliegen" ließen: "Lügen ist an der Tagesordnung", ätzt Kern, er halte das schon aus. Wer in eine Küche gehe, müsse halt Hitze vertragen. "Aber wenn die, die Dirty Campaigning betreiben, bei der ersten kritischen Journalistenfrage zu jammern beginnen, ist das wirklich schwach." Gemeint ist die Urlaubsdebatte rund um ORF-Redakteur Tarek Leitner .
Die SPÖ stehe für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit, eine, die "man nicht kaufen kann", versichert Kern schließlich. Ein Hieb auf die Spenden für andere Parteien, speziell der ÖVP. Die würde mit ihrem Wirtschaftsprogramm Milliarden in Taschen von Großunternehmern spülen Kern, ganz Sozialdemokrat. "Bequeme Sessel" interessierten ihn Null, schließt Kern: "Aber diesmal geht es ums Ganze." Und geht als Wahlkämpfer unter Konfettiregen von der Bühne.