Politik/Inland

All-in-Gehalt nur noch für Top-Jobs

Rudolf Hundstorfer legte gegen so genannte All-in-Verträge einen Zahn zu: Dem SPÖ-Arbeits- und Sozialminister sind diese Verträge schon länger ein Dorn im Auge. Er will sie aber nun per Gesetz auf Top-Jobs im Management beschränken. Das hat Hundstorfer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Fraktionschef der Sozialdemokratischen Gewerkschafter, Wolfgang Katzian, am Donnerstag – seinem Geburtstag– angekündigt. Bisher hat er nur verlangt, dass die Vereinbarungen transparent und der Stundenlohn nachvollziehbar sein müsse.

Seuche bekämpfen

Das Prinzip der Alles-inklusive-Verträge ist: Das Kollektivvertrags-Gehalt wird oft deutlich überzahlt, dafür gibt es keine extra Gage für die Überstunden. Diese Dienstverträge waren ursprünglich für Führungskräfte gedacht, die hohe Autonomie und Flexibilität beim Erbringen ihres Arbeitspensums haben.

Mittlerweile arbeitet laut Statistik Austria aber schon jeder Fünfte mit einem All-in-Dienstvertrag – auch Hilfsarbeiter und Handelsangestellte. Umgelegt auf die Gesamt-Arbeitszeit werde das KV-Gehalt damit oft unterschritten, kritisiert Hundstorfer.

Katzian nannte die All-in- Verträge eine „Seuche, die mit allen Mitteln bekämpft“ werden müsse und erzählte ein Beispiel aus der Praxis. Katzian: „Es gibt in Oberösterreich ein Chemieunternehmen, das jedem Angestellten, der auf einen All-in-Vertrag umsteigt, 20.000 Euro an Sonderprämie bezahlt. Daran erkennt man den Marktwert dieser Verträge.“ Dann kam noch eine Spitze gegen ÖVP-Obmann Michael Spindelegger: „Die, die alles entfesseln wollen, sollen dort bleiben, wo sie hingehören, nämlich in den Zirkus oder auf den Jahrmarkt.“

Hundstorfer sagte, eine gesetzliche Beschränkung von All-ins auf das Management sei per Gesetz leicht zu bewerkstelligen; etwa, indem auf die Mitgliedschaft bei der Arbeiterkammer abgestellt werde. Davon sind Spitzenkräfte ausgeschlossen. Grund: Wer eine leitende Managementfunktion hat, gilt als Vertreter des Unternehmens-Eigentümers.

Zudem machten die beiden SPÖ-Spitzenrepräsentanten gegen ein Ausweiten der Höchstarbeitszeit mobil. Dazu wurde eine IFES-Umfrage präsentiert, wonach 76 Prozent der Befragten gegen eine Erhöhung der täglich zulässigen Normalarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden sind, wie das der ÖVP vorschwebt. Weiteres Ergebnis der Umfrage unter 500 unselbstständig Beschäftigten: 79 Prozent der Befragten glauben, dass dies mehr den Arbeitgebern nütze. 67 Prozent befürchten persönliche Nachteile.

Gegen Regulierung

Die Reaktion aus dem ÖVP-Wirtschaftsministerium auf Hundstorfers Vorstoß kam prompt: In den vergangenen fünf Jahren habe der Arbeitsminister keinen einzigen Vorstoß zur gesetzlichen Beschränkung der All-in-Verträge unternommen. Das Vorhaben sei eine „vom Wahlkampf motivierte Aktion“. Was die Arbeitszeiten betreffe, setze die SPÖ „auf Stillstand und sei nicht zukunftsfit“. Unabhängige Erhebungen zeigten, dass sich die Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit flexibel einteilen wollten.

Auch die Wirtschaftskammer winkte zur Reglementierung der All-ins ab. „Sie haben sich bewährt und werden von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gerne angenommen“, sagte Sozialrechtsexperte Martin Gleitsmann.

Fakten: Arbeitszeit

3,6 Millionen Personen waren 2012 im Jahresschnitt unselbstständig beschäftigt.

5,8 Milliarden Arbeitsstunden wurden von ihnen geleistet.

42 Stunden betrug 2012 laut Statistik Austria die wöchentliche Arbeitszeit.

300 Millionen Überstunden wurden 2011 von den unselbstständig Beschäftigten erarbeitet.

67 Millionen davon waren unbezahlt.