So kam es zum Aufdeckervideo: "Wie in einem schlechten Film"
Von Georg Leyrer
Was die österreichische Innenpolitik innerhalb eines halben Tages völlig über den Haufen werfen sollte, begann auf einer Tankstelle irgendwo in Deutschland.
Dorthin, drei Stunden von der Redaktion entfernt, wurden Journalisten der Süddeutschen Zeitung (SZ) gelotst; später dann von dort aus in ein verlassenes Hotel, schilderten zwei Redakteure auf der Webseite der Zeitung.
„Es war, wie man es sich in einem schlechten Film vorstellt“ – und es ging so weiter. Denn was auf dem Video, das letztendlich in den Händen der Journalisten von SZ und Der Spiegel landete, zu sehen war, war derart außergewöhnlich, dass die Medien das Material noch unter anderem von einem Forensiker und dem renommierten Fraunhofer Institut überprüfen ließen. Das Material wurde laut den Medien „nicht manipuliert“ und ist in der besagten Villa entstanden. Woher das Video stammt, darüber wissen die Journalisten nichts. Am Freitagabend wurde es dann veröffentlicht. Der Rest ist österreichische Politgeschichte. Die Nachricht verbreitete sich rasch weltweit. Wer am Samstagmorgen die World News der BBC hörte oder die New York Times las, wurde über das Video informiert.
Böhmermann kannte Video
Unter Journalisten bekamen Straches Aussagen zur geplanten Umgestaltung der Medienlandschaft nach Vorbild Ungarns besondere Aufmerksamkeit. Die Spionagefilm-artige Übergabe wird durch einen ungewöhnlichen Medienaspekt konterkariert: Mehrere Menschen, darunter der Satiriker Jan Böhmermann, kannten den Inhalt. Böhmermanns Video bei der ROMY-Verleihung im April enthielt eine Anspielung auf eine „Oligarchen-Villa“ in Spanien, wo über einen Einstieg bei der Kronen Zeitung verhandelt würde. Böhmermanns Manager bestätigte, dass dieser das Video kannte. Er dementierte aber, dass es ihm angeboten wurde.