"Wir verscherbeln unser letztes Hemd"
Von Thomas Martinz
Grau-Schwarze Wolken hängen über Kärnten. Es ist Freitag, der "Tag danach". Also jener Tag nach dem Canossagang der Kärntner Regierungsspitze im Wiener Kanzleramt, um frisches Geld fürs Budget bei der Bundesfinanzierungsagentur loszueisen. Die Temperaturen in Klagenfurt sind mild, aber die Stimmung ist frostig – weil nach dem Zahlungsstopp für Ermessensausgaben im südlichsten Bundesland bereits jetzt viele Projekte auf Eis liegen; und weil die Bevölkerung befürchtet, dass die Finanzlücke weitreichende Folgen haben wird.
Volkswirt Robert Klinglmair von der Uni Klagenfurt erwartet Konsequenzen in Form von steigenden Arbeitslosenzahlen. "Im Frühling wird die Bauwirtschaft gewöhnlich angekurbelt, jetzt liegt alles in der Warteschleife. Das trifft den Arbeitsmarkt, wirkt dämpfend auf den Konsum", ist Klinglmair überzeugt.
Kündigungen
"Mich trifft’s ja nicht mehr, aber die jungen Kärntner wird die Hypo/Heta-Problematik hart in Form von Arbeitslosigkeit erwischen", blickt Kühpacher in eine düstere Zukunft. Die 22-jährige Julia Lausegger nickt zustimmend. "Eine Bekannte arbeitet bei einer Firma, die jetzt zudreht. Sie muss bis zum letzten Tag bleiben, weil sie die Kündigungen für die Kollegen ausstellt."
Peinlich ist ihr die Außenwirkung des Bittgangs der Kärntner. Lausegger: "Von meinen Freunden in Wien muss ich mir massenhaft Kärnten-Witze anhören. Wir werden vom Bund behandelt wie die Griechen von der EU. Es ist einfach nur mehr peinlich, auf Knien zu rutschen und um Geld betteln zu müssen, nur damit ein Bundesland zahlungsfähig bleibt."