Blaue Landesparteien verdutzt: "Niemand wusste davon"
Von Bernhard Gaul
Wurde Norbert Hofers Rücktritt erzwungen, wurde er abmontiert? So reagieren die Landeschefs:
FPÖ Tirol: "Kickl gibt konkrete Antworten"
Laut Markus Abwerzger wusste „wirklich niemand“, was Hofer plant. Die Nachricht erreichte den Tiroler FPÖ-Chef durch einen Anruf des KURIER im Urlaub. „Nobert Hofer ist Dank auszusprechen, dass er die Partei nach Ibiza übernommen und stabilisiert und aus dem Tal der Tränen geholt hat“, sagt Markus Abwerzger. Der Rücktritt sei zu akzeptieren. „Aber ich hätte mir eine andere Art und Weise gewünscht.“
Auf die Frage, ob das nicht die logische Konsequenz aus der öffentlichen Demontage von Hofer durch Kickl ist: „Ich habe das nicht als offenen Machtkampf empfunden.“ Herbert Kickl sei einer, „der auf konkrete Fragen, konkrete Antworten gibt.“ Dass die Übernahme der Partei von Hofer „nicht für die nächste oder übernächste Wahl gedacht war, ist klar.“
Wie geht es weiter? „Es kann sein, dass Kickl jetzt interimsmäßig den Obmann übernimmt.“ Abwerzger begrüßt das. Dann werde es wohl nach den OÖ-Wahlen einen Parteitag geben.
Dass Hofer weiter Nationalratspräsident bleiben will, ist für Abwerzger kein Problem: „Er ist ein hervorragender Nationalratspräsident.“
FPÖ Burgenland für Kickl
Burgenlands blauer Landesparteiobmann Alexander Petschnig sieht die Gründe für Hofers Rücktritt im schwelenden Streit um die Parteilinie. Hofer sei bekannt für seinen verbindlichen Umgang, aktuell sei aber eine "kantigere Oppositionspolitik" notwendig. "Hofer hat die Partei nach Ibiza bei 10 Prozent übernommen, stabilisiert und gemeinsam mit Klubobmann Herbert Kickl auf 20 Prozent geführt", sagt Petschnig im KURIER-Gespräch.
Dafür sei ihm zu danken, jetzt gehe es aber darum, die Partei neu aufzustellen. "Herbert Kickl hat bewiesen, dass er auch härtere Seiten aufziehen kann. Das ist offensichtlich die Linie, die uns in dieser Phase vorwärts bringt." Hofer sei angesichts seiner Tätigkeit als überparteilicher Nationalratspräsident nicht in der Lage, diesen "schweren Spagat" zu schaffen. Dennoch dankt Petschnig dem scheidenden Bundesparteiobmann, dessen politische Rückkehr ins Burgenland hält er angesichts von Hofers Rückzug vor wenigen Monaten für wenig wahrscheinlich. "Aber ich habe noch nicht mit ihm gesprochen."
FPÖ Kärnten: "Hatte mit Hofer gestern erst telefoniert"
Völlig überrascht vom Rücktritt Nobert Hofers zeigte sich der neue FPÖ-Chef Erwin Angerer, der erst am Montagabend Gernot Darmann an der Spitze der Freiheitlichen auf Landesebene abgelöst hatte. „Das kommt völlig überraschend für mich. Ich habe am Montagabend nach der Sitzung der Parteigremien noch mit Norbert telefoniert und wir haben meinen Antrittsbesuch für die kommenden Tage bei ihm fixiert. Kein Wort von Rücktritt“, sagt Angerer. Auf Spekulationen über die Gründe wollte sich der Kärntner FPÖ-Chef nicht einlassen.
FPÖ Steiermark: Kunasek lässt Nachfolger offen
„Norbert Hofer hat die Partei in einer äußerst schwierigen Lage übernommen und nun liegen wir in Umfragen tatsächlich wieder bei 20 Prozent. Er hat großartige Arbeit geleistet und die freiheitliche Bewegung mit sicherer Hand wieder konsolidiert. Seine heutige Entscheidung ist zu respektieren. Die Freiheitlichen werden in den kommenden Bundesparteigremien alle notwendigen, aus diesem Entschluss entstehenden personellen Weichenstellungen treffen“, so FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek.
Zu Nachfolgefragen äußerte sich der Steirer vorerst nicht.
FPÖ Oberösterreich: Haimbuchner lobt Hofers Arbeit
Immer wieder hat Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) in den vergangenen Wochen Norbert Hofer die Stange gehalten. Gegenüber einem gewählten Parteiobmann habe man sich "loyal" zu verhalten, verkündete er erst kürzlich etwa in der Zib2. Vorerst ist zum Rücktritt aus Oberösterreich jedoch noch keine Reaktion gekommen. Grund dafür: "Wir haben noch keine Bestätigung von Norbert Hofer", heißt es von der Pressesprecherin der FPÖ OÖ.