Politik/Inland

Politik vergisst auf die Wohnsituation älterer Menschen

Er ist als Kritiker der Politik bekannt und auch beim Thema Wohnen im Alter kann er ihr keine Freude machen. Der Politologe Peter Filzmaier kommt in einer Umfrage zu einem wenig schmeichelhaftem Ergebnis: Die Bevölkerung fühlt sich hier von der Politik alleine gelassen. 72 Prozent sind der Meinung, dass sich die Politik nicht genug darum kümmert. Während man sich in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit gut aufgehoben fühlt, ist die Politik laut Filzmaier auf die Wohnsituation älterer Menschen schlecht vorbereitet.

Das wäre aber notwendig, denn sonst wird sich das Pflegeproblem verschärfen. Der Anteil der Bevölkerung unter 60 Jahren ist konstant, jener darüber steigt jedoch immer schneller, sagt Wolfgang Amann, Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW). In den 1950er-Jahren lebten in Österreich eine Million Menschen, die älter als 60 Jahre waren. 2013 waren es doppelt soviel, 2038 sollen es dreimal so viel sein.

Hohe Umbaukosten

Hauptbetroffen von der Pflegekrise sind Frauen. Derzeit leben 52 Prozent aller Österreicher über 60 alleine. Während nur 15 Prozent der Männer in allen Lebensabschnitten Single sind, steigt der Wert bei Frauen ab 50 deutlich, mit 80 sind es 60 Prozent. Viele Frauen wohnen in Wohnungen, die größer als nötig sind, im Schnitt 80 bis 85 Quadratmeter. „Die Neigung, das Haus zu verlassen, ist aber nicht sehr groß“, sagt Amann. Im Pflegefall werden in größeren Wohnungen jedoch höhere Umbaukosten notwendig, dazu kommen höheren Betriebskosten und höhere Mieten.

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Ein weiteres Problem ist laut Thomas Morgl, Geschäftsführer des Marktführers für frei finanziertes betreutes Wohnen, Silver Living, dass viele Menschen, die in Pflegeheimen leben, dort gar nicht hingehören. Das verursache Mehrkosten. Für viele wäre die Form des betreuten Wohnens geeigneter. Diese käme auch günstiger. Doch auch hier verheißen die Zahlen nichts Gutes. Derzeit gibt es 17.000 betreute Wohnungen in Österreich. Bis 2029 werden 87.000 Wohneinheiten benötigt. Da jährlich aber nur 1500 Wohnungen gebaut werden, gehe sich das nicht aus.

Von Politik verlassen

Spätestens hier wird der Ruf der Experten nach Förderungen laut. Förderungen gibt es laut Amann zwar viele, doch müssten sie schneller und einfacher fließen. Morgl schlägt vor, dass nicht nur Senioren in geförderten Wohnbauten, sondern auch jene in frei finanzierten in den Genuss von Zuwendungen kommen sollten. Auch steuerliche Erleichterungen für die Bewohner wären denkbar.