Politik/Inland

Griss bittet zum politischen Tischgespräch

Es ist ein erster zaghafter, aber noch nicht der ultimative große Schritt. Irmgard Griss wird wieder politisch aktiv. 800.000 Wählerstimmen gibt man nicht leichten Herzens wieder auf. Detto existiert nach wie vor der Wunsch der zahlreichen Griss-Unterstützer, dass sich die Ex-OGH-Präsidentin in der Politik engagieren soll.

Mehrmals pro Tag erhält Griss Anrufe, ob sie nun endlich eine Entscheidung getroffen habe. "Leider noch nicht. Es gibt noch nichts Neues", muss Griss ihre Anhänger auch während des KURIER-Interviews vertrösten. "Das war eine Unterstützerin aus Osttirol", erzählt die Ex-Hofburg-Anwärterin.

Kein Alleingang mehr

Und wie geht es nun tatsächlich weiter? "Es gibt viele Möglichkeiten. Eines ist fix: Ich werde keinen Alleingang mehr machen. Wenn ich etwas mache, dann wird es eine Kooperation sein", so Griss gegenüber dem KURIER.

Mit wem oder welcher Partei lässt sich Griss noch nicht in die Karten schauen. Es ist auch noch Zeit. "Denn ich hoffe, dass es keinen Wahlkampf 2017 gibt. Das ist den Bürgern nicht zumutbar", meint Griss.

Es ist kein Geheimnis, dass ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz mit Irmgard Griss und Neos-Chef Matthias Strolz an der Bildung einer gemeinsamen Plattform arbeitete. Doch die Verhandlungen scheiterten. Am besten klappte die Kooperation bisher mit den Neos. Griss wäre für die kommenden Nationalratswahl ein willkommener Turbo für die pinke Partei. Da sich ein Dreikampf der Giganten zwischen Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) abzeichnet, existiert für die Neos und auch die Grünen ein enormes Risiko, in diesem Wahlkampf zerrieben zu werden.

Doch in welcher Position? Als Doppelspitze mit Strolz? Antworten darauf gibt sie keine. Die Top-Juristin verharrt weiter in der Warteposition. "Ich verspüre keinen Druck."

Trotzdem will sie nicht komplett von der Bildfläche verschwinden. Als politische Start-up-Aktion veranstaltet die Ex-OGH-Präsidentin nun zwischen Februar und Ende März österreichweit Tischgespräche. "Ich komme zu den Bürgern in ganz Österreich. Wir müssen den politischen Diskurs wieder starten." Pro Tischgespräch werden fünf bis neun Bürger teilnehmen können. Anmelden für die politische Debatte kann man sich über die Homepage von Irmgard Griss (siehe Infokasten rechts unten).

Die Idee dahinter: Bürger aus verschiedenen Gesellschaftsschichten an einen Tisch zu bekommen. "Österreich ist nicht gespalten, sondern aufgespalten. Die Räume, wo Menschen verschiedener Herkunft zusammenkommen, werden immer weniger. Jeder lebt in seiner Blase. Früher hat man sich am Fußballplatz oder in der Kirche getroffen. Da fand die gesellschaftliche Durchmischung statt. Heute gibt eine klare Tendenz der Abgrenzung", analysiert Griss.

Gerade im Wahlkampf wurde der Ex-OGH-Richterin bewusst, dass es Gruppen in der Bevölkerung gibt, die nicht mehr am "normalen Leben" teilnehmen. "Die einen können nicht, und die anderen wollen nicht. Sie sind so reich, dass sie sich ihre eigene Welt schaffen." Das Auseinanderdriften der Gesellschaft will Griss stoppen.

Die Hoffnung der Ex-Hofburgkandidatin: Ihre politischen Tischgespräche lösen im Idealfall einen Schneeballeffekt aus und finden Nachahmung in der Nachbarschaft oder in den Gemeinden. Griss wünscht sich emotionale Debatten über heiße Themen wie etwa: Brauchen wir eine Grundsicherung für jeden? "Die jungen Menschen stehen vor riesigen Problemen. Sie sind bestens ausgebildet, doch dann bekommen sie keinen Job. Da stellt sich die Frage, brauchen wir eine Grundsicherung für jeden."

"Weitergehen "

Doch zurück zu den Ambitionen der Irmgard Griss. Unter welchen Voraussetzungen würde sie in die Politik gehen? "Es muss die realistische Chance bestehen, das was weitergeht, damit sich die Stimmung im Land wieder dreht." Die Juristin stellt sich einen detaillierten Maßnahmenkatalog, was in Österreich angepackt werden muss, vor. "Damit die Menschen das Gefühl haben, da kümmert sich jemand wieder ums Land."

So melden Sie sich an

Melden Sie sich bis 15. Jänner unter www.irmgardgriss.at für die politischen Tischgespräche an. Pro Bundesland wird es im Februar und März einen Termin geben, wo Irmgard Griss mit fünf bis neun Bürgern aus allen Gesellschaftsschichten debattieren wird. Melden sich zu viele für die Tischgespräche an, dann entscheidet das Los.