Politik/Inland

Gewerkschaft will 3000 zusätzliche Sonderpädagogen

Lehrergewerkschaftschef Paul Kimberger schlägt Alarm. Bis zu 4,8 Prozent der Pflichtschulkinder bräuchten sonderpädagogische Förderung. Tatsächlich bekommen sie nur 2,7 Prozent. Das ist zwischen Bund und Ländern festgelegt – und gilt bis 2016. Österreichweit fehlten 2800 bis 3000 Sonderpädagogen, sagt Kimberger dem KURIER: "Hier wird auf Kosten der Schwächsten der Gesellschaft gespart."

Die Situation werde sich weiter verschärfen: "In der neuen Lehrerausbildung, mit der im Herbst begonnen wird, ist der Sonderpädagoge nicht mehr vorgesehen. Jeder macht nur ein Modul Sonderpädagogik." Das reiche nicht für qualitative Betreuung.

Viele Sonderschulen sind in den vergangenen Jahren geschlossen worden. Das Ziel: Die Kinder in andere Schultypen zu integrieren. In der Steiermark gibt es eine Modellregion für "Inklusion", wie das in der Fachsprache heißt. Jene, die wegen großer Handicaps nicht integriert werden können, werden in Spezialeinrichtungen geschult, etwa in der Linzer Lehranstalt für Hör- und Sehgeschädigte. Kimberger warnt Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, solche Institutionen zu schließen: "Bei allem Bekenntnis zur Inklusion – auf sonderpädagogische Fördereinrichtungen können wir nicht verzichten. Wer die Realität kennt, wird das bestätigen. Hier dürfen nicht Ideologie und Sozialromantik im Mittelpunkt stehen, es geht um das Wohl des Kindes."

Verlangen nach Geld

Zudem müsse "sofort" Geld für die nötigen Sozialpädagogen her: "Es ist nach dem Bedarf zu dotieren." Ein Lehrerdienstposten kostet 45.000 Euro pro Jahr. 135 Millionen würden für 3000 zusätzliche Sonderpädagogen gebraucht. Wer soll das angesichts der Budgetprobleme bezahlen? Nicht nur der Bund, auch Länder und Gemeinden seien gefragt.

Ebenso begehrt Kimberger, dass von dem Modul Sonderpädagogik gelassen wird: "Wir brauchen hochspezialisierte Sonderpädagogen. Dieser Lehrertyp ist auch in der neuen Lehrerausbildung vorzusehen." Und: "Wir sollten uns ein Beispiel an Skandinavien nehmen. Dort werden nicht nur Kinder mit Defiziten sonderpädagogisch gefördert, sondern auch hochbegabte." Gäbe es das auch in Österreich, "würden wir die Stigmatisierung beim Förderbedarf wegbekommen".