OECD-Vergleich: Migranten an Schulen schwächer
Migrantenkinder an österreichischen Schulen sind im OECD-Vergleich eher leistungsschwach und weniger motiviert, fühlen sich aber sozial gut integriert. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Sonderauswertung der PISA-Studie.
Für die PISA-Studie 2015 wurden weltweit mehr als eine halbe Million 15-bis 16-jährige Schüler in 72 Ländern in den Disziplinen Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften getestet, in Österreich waren es ca. 8.000. Außerdem mussten sie Kontextfragebögen unter anderem zu Themen wie Lernmotivation oder sozialen Faktoren beantworten. Für ihre Sonderauswertung hat die OECD nun die Daten für Migranten extra verglichen.
Vergleichsweise leistungsschwach
Demnach sind Migrantenkinder in Österreich vergleichsweise leistungsschwach: Der Anteil jener Jugendlicher mit ausländischen Wurzeln, die in allen drei Testgebieten mindestens grundlegende Kenntnisse aufweisen (Level 2 von insgesamt 6), liegt hierzulande bei 47 Prozent und damit signifikant unter dem OECD-Schnitt (54 Prozent) wie auch dem EU-Schnitt (55 Prozent). Zum Vergleich: In Kanada beträgt er 82 Prozent, in der Schweiz und den USA 58 Prozent, in Deutschland 57 Prozent.
Im OECD-Vergleich schwach ausgeprägt ist auch die Leistungsmotivation der Schüler mit Migrationshintergrund in Österreich: Insgesamt zählen 57 Prozent zur Gruppe der "Motivierten" - im OECD-Schnitt sind es 70 Prozent, im EU-Schnitt 66 Prozent. Besonders hoch ist die Motivation der Migranten in den angloamerikanischen Ländern mit Werten jeweils weit über 80 Prozent. Die migrantischen Schüler in Österreich könnten sich damit zwar ein Vorbild an ihren Kollegen in anderen Ländern nehmen, nicht aber an den "Einheimischen" in Österreich: Deren Motivation liegt nämlich noch niedriger (43 Prozent).
Zufriedene Schüler
Positiv sticht Österreich bei sozialen Faktoren hervor: Demnach gaben 67 Prozent der Migranten an, sich in der Schule zugehörig zu fühlen (OECD-Schnitt: 60 Prozent, EU-Schnitt: 58 Prozent). Tendenziell über dem Schnitt liegt auch die Lebenszufriedenheit: In Österreich bewerteten 70 Prozent der Schüler mit ausländischen Wurzeln ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn mit mindestens sieben (OECD: 67 Prozent, EU: 69 Prozent). Außerdem leiden Migranten an den österreichischen Schulen etwas seltener unter schulischen Versagensängsten als im OECD-Schnitt.
Für die Studie ebenfalls erhoben wurde der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund in den einzelnen Staaten. Als solche galten für die Auswertung anders als in anderen Untersuchungen Migrantenkinder erster Generation (nicht im Testland geboren, beide Eltern ebenfalls nicht im Testland geboren), zweiter Generation (bereits im Testland geboren, beide Eltern nicht im Testland geboren), "Rückkehrer-Kinder" (nicht im Testland geboren, aber mindestens ein Elternteil im Testland geboren) sowie Einheimische mit gemischter Herkunft (im Testland geboren, aber mindestens ein Elternteil nicht im Testland geboren).
Demnach kommt Österreich auf einen Migrantenanteil von 31 Prozent. Das liegt sowohl über dem EU-Schnitt (21 Prozent) als auch über dem OECD-Schnitt von 23 Prozent und in etwa auf dem Niveau von Deutschland (28 Prozent), Großbritannien (29 Prozent), Schweden (31 Prozent), USA (32 Prozent), Belgien (33 Prozent) und Irland (34 Prozent). Den EU-weit höchsten Wert weist Luxemburg auf (70 Prozent), die Schweiz kommt auf 52 Prozent, Australien auf 44 Prozent und Kanada auf 41 Prozent.
Migrantengruppe erster Generation
Weiters auffällig: In Österreich gehört mit einem Viertel ein vergleichsweise hoher Prozentsatz der Ausländer an Schulen der Migrantengruppe erster Generation an (im Ausland geboren). Der OECD-Schnitt liegt bei 20 Prozent. 41 Prozent sind Migrantenkinder zweiter Generation (OECD: 25 Prozent), sechs Prozent sind "Rückkehrer-Kinder" (OECD: elf Prozent) und 29 Prozent Einheimische mit gemischter Herkunft (OECD: 44 Prozent).
Und: Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund ist in Österreich zwischen 2003 und 2015 um zwölf Prozentpunkte gewachsen - im OECD-Schnitt waren es nur sechs Prozentpunkte (Deutschland: sieben Prozentpunkte). Außerdem gehört Österreich zu jenen Ländern, in denen die Unterschiede im sozioökonomischen Status zwischen Einheimischen und Zuwanderern wesentlich stärker sind als im OECD-Schnitt.