OECD liest uns die Leviten: Neue Nahrung für VP-FP-Raucherstreit
Von Bernhard Gaul
Wir Österreicher leben im Vergleich zu anderen EU-Einwohnern zwar länger, verbringen aber weniger dieser zusätzlichen Jahre in guter Gesundheit. Eine Ursache, zeigt sich in einer Studie der OECD, ist die hohe Zahl an Rauchern.
Rauchen & Trinken
Denn im Jahr 2014 rauchte fast einer von vier Erwachsenen in Österreich täglich, eine Quote, die über dem EU-Durchschnitt liegt und sich seit 1997 nicht verändert hat. Auch der Alkoholkonsum unter Erwachsenen bleibt hoch, obwohl der Anteil jener, die regelmäßig viel Alkohol konsumieren, leicht unter dem EU-Durchschnitt liegt. Die Fettleibigkeitsquoten steigen, auch wenn sie noch unter dem EU-Durchschnitt liegen: Im Jahr 2014 waren 14 Prozent der Erwachsenen in Österreich fettleibig, im Vergleich zu lediglich 9 Prozent im Jahr 1999.
Zwar konnte eine deutliche Abnahme beim regelmäßigen Tabakkonsum bei 15-jährigen Mädchen (von 37 Prozent anno 2001–2002 auf 14 Prozent in den Jahren 2013–2014) und Jungen (von 26 Prozent in den Jahren 2001–2002 auf 15 Prozent in den Jahren 2013–2014) beobachtet werden. Dennoch bleibt der Prozentsatz sehr hoch, weiß auch Reinhart Waneck, der für die Freiheitlichen bei den Koalitionsverhandlungen das Kapitel Gesundheit verhandelt. Aber wollen die Blauen nicht das geplante Rauchverbot in Lokalen kippen? "Das Rauchen in den Lokalen ist nicht das Problem, sondern dass so viele Junge rauchen", sagt Waneck im KURIER-Gespräch: "Vor kurzem lagen wir bei den elfjährigen, rauchenden Mädchen noch auf Platz 1 in der EU." Waneck verspricht, dass das Thema Gesundheitsvorsorge einen zentralen Stellenwert im neuen Regierungsprogramm einnehmen wird, Details gebe es aber noch keine.
Dass eine Aufweichung des (ab Mai 2018) geplanten Rauchverbots in Lokalen zur Diskussion steht, bestätigten am Donnerstag auch die Chefverhandler Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache. Auf die Frage, ob es beim Rauchverbot Änderungen geben wird, sagte Kurz knapp: "Beim Rauchen sind wir uns noch nicht einig."
Zurück zur Studie, die einen weiteren Reformpunkt der neuen Regierung beleuchtet: Österreichs Gesundheitssystem sei nämlich teuer und total zersplittert. Mit Ausgaben von etwa 3800 Euro pro Kopf für die Gesundheitsversorgung liege Österreich rund 1000 Euro über dem EU-Durchschnitt, auch, weil es eine hohe Zahl an Krankenhausaufenthalten gibt.
Und während Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs die Haupttodesursachen bleiben, tragen sowohl Diabetes als auch Demenz zunehmend zur Sterblichkeit bei und gehören nun zu den 10 häufigsten Todesursachen.
Lebenserwartung 81,3
Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt ist mit 81,3 Jahren höher als im EU-Schnitt (80,6), auch wenn in Spanien, Italien und Frankreich die Lebenserwartung um mehr als ein Jahr höher liegt.
Der Gesundheitszustand im Alter ist jedoch schlechter als im EU-Durchschnitt. Nach dem 65. Geburtstag können die Österreicher mit noch acht Jahren ohne gesundheitliche Einschränkungen rechnen; das sind etwa eineinhalb Jahre weniger als im EU-Schnitt.