Nachbaur: "Beim Strafvollzug bin ich eine Linke"
Von Evelyn Peternel
Das Team Stronach - einst aufsteigende Jungpartei eines nicht mehr ganz so jungen Milliardärs, mittlerweile zur Ein-Prozent-Organisation geschrumpft: Kathrin Nachbaur, Klubobfrau der Partei, stellte sich am Sonntag in der Pressestunde Fragen rund um den Abstieg ihres Teams - Robert Stoppacher (ORF) und Andreas Koller (Salzburger Nachrichten) waren ihre durchaus kritischen Gesprächspartner.
Der größte Scheck des Lebens
Ob dies auch einen Antritt der Stronachianer bei den nächsten Landtagswahlen bedeute, ließ Nachbaur offen: „Was die Steiermark angeht, da bin ich mir ziemlich sicher“, sagte sie - ansonsten sei eine Kandidatur nicht so fix. Auch, ob sie selbst als Spitzenkandidatin in den dortigen Wahlkampf ziehen werde – schließlich ist sie gebürtige Steirerin -, wollte sie nicht bejahen; ebensowenig wie sie ein fixes Wahlziel kommentieren wollte: „Frank hat zwar von zehn Prozent gesprochen (siehe Interview hier)“, so Nachbaur – das habe sie aber durchaus überrascht. „Normalerweise machen wir das nicht.“
Separate Haftanstalten
Abseits der Parteizukunft widmete man sich in der Debatte auch Handfestem – etwa der Probleme im Strafvollzug. Hier hielt Nachbaur fest, dass sie Handlungsbedarf sehe; es würden teils traurige Zustände herrschen, vor allem der Resozialisierungsbereich komme deutlich zu kurz. „Im Strafvollzug sehe ich mich als Linke“, so die Stronach-Klubobfrau, die zeitgleich forderte, Delikte gegen Leib und Leben stärker zu bestrafen. Zudem plädiert sie dafür, Wirtschaftsverbrecher in eigenen Haftanstalten unterzubringen – „die müssen ja nicht neben einem Mörder sitzen, sondern sollen für die Gesellschaft arbeiten. Etwa als Buchhalter“, so ihr Argument. Es gehe ihr nicht darum, Wirtschaftskriminelle „besser zu behandeln, sondern so, dass sie möglichst wenig kosten.“
Das das Strafausmaß in Wirtschaftsdelikten angeht, so sei sie eher für Milde: „Die Strafen waren teils schon besonders streng“, sagte sie, angesprochen auf das Urteil, das etwa im Fall Strasser verhängt wurde – „hier muss man schon aufpassen.“
"Dauergendern hat keinen Mehrwert“
In puncto Bundeshymnen-Debatte gab sie sich weniger milde: „Dauergendern hat für Frauen keinen Mehrwert“, so die Team-Stronach-Vorzeigefrau – die Diskussion um den Hymnentext sei nur ein leidiges Nebenthema; eigentlich gehe es mehr um die Rolle von Frau und Familie: „Kinderkriegen darf keine Armutsfalle werden“, so Stronach: „Man muss Frauen unterstützen, die sich das antun.“ Kinderbetreuung als Pensionszeiten anzurechnen, wäre etwa ein erster Schritt.
Die Fokussierung auf das Binnen-I störe da nur: „Meiner Meinung nach ist der Text der Hymne ein historisches Dokument“, gesungen sollte es also so werden, wie es einst geschrieben wurde. Und schließlich sei der Texterin ja auch ihre poetische Freiheit zu lassen: „Eine Heimat kann ja auch keine Söhne gebären“, so Nachbaurs Argument.