Muslime-Chef Olgun lehnt nach Protest die Evolutionstheorie doch ab
Von Bilal Baltaci
"Wir verurteilen schamlose Journalisten, die Fake-News verbreiten, aufs Schärfste", wettert Ibrahim Olgun, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ).
Aber was hat den Präsidenten so geärgert, dass er sich aus dem Urlaub meldet?
Angefangen hat es mit einer Entscheidung der türkischen Regierung, die Evolutionstheorie aus den Lehrplänen zu streichen. Kritik kam nicht nur von europäischen Regierungen, auch der Moscheeverband ATIB und IGGiÖ distanzierten sich davon. "Der Islam steht immer für einen überzeugten, durch Wissenschaft belegten Glauben", erklärte Olgun gegenüber dem oberösterreichischen Volksblatt in der Ausgabe vom vergangenen Donnerstag.
Die Aussagen wurden auf Türkisch übersetzt und sorgten für Wirbel in der Community, bis sich Präsident Olgun aus der Türkei mit einem Dementi meldete. Der Volksblatt-Bericht sei eine "infame Unterstellung", war auf der türkischen Nachrichtenseite havadis.at zu lesen. Die IGGiÖ würde sich nie für "falsche Entwicklungen wie die Evolutionstheorie" aussprechen. Islam und "echte Wissenschaft" würden sich nicht widersprechen. "Die Evolutionstheorie von Darwin ist nur eine Theorie", so Olgun. Das Volksblatt wirft dem IGGiÖ-Chef nun "eine doppelte Kommunikationsstrategie" vor.
Auf KURIER-Anfrage hieß es in Olguns Büro, der Präsident bleibe bei der Stellungnahme gegenüber havadis.at, er habe sie selbst verfasst.
Es war nicht das erste Mal, dass Olgun die Richtung geändert hat: In einem Biber-Interview vor einigen Monaten sagte er, er habe "wenig Wissen" darüber, was beim Putsch-Versuch passiert sei. Mit Freunden aus der Gülen-Bewegung solle man den Kontakt nicht abbrechen. Nach Kritik aus der Türkei übernahm der IGGiÖ-Chef plötzlich Ankaras Anti-Gülen Rhetorik.