Meischberger schützt Grasser: „Wahrer Dealmaker war Haider“
Von Ida Metzger
25.000 vorverurteilende Artikel, so die Sicht des Angeklagten Walter Meischberger, existieren über die Causa Buwog. Innerhalb von 0,76 Sekunden werfen die Internet-Suchmaschinen 8460 Treffer zu den Begriffen „Meischberger, Trauzeuge, Grasser“ aus. („Ich bin der berühmteste Trauzeuge weltweit.“) 8,5 Jahre dauert das Verfahren bereits. Angesichts dieser „zahlreichen Missstände“ war es Karl-Heinz Grassers bestem Freund ein besonderes Bedürfnis, den Verkaufsprozess der 60.000 Buwog-Wohnungen ausführlich aus seiner eigenen Perspektive darzulegen.
Kurz vor zehn Uhr trat er mit einer knallgelben Mappe unter dem Arm in den Zeugenstand. Als Meischberger aus dieser einen Packen Papier entnahm war klar, sein Monolog würde lange dauern. Am Ende waren es knapp sechs Stunden. Zum Start hielt Meischberger ein kleines Pro-Seminar ab, was hinter dem Beruf des „strategischen Kommunikators“ tatsächlich stecke. In diesem Prozess gäbe es, laut Meischberger, eine „vollkommen falsche Einordnung des Kommunikators“. Und hält fest: „Der Beruf hat nichts mit Korruption zu tun“.
Was danach folgt ist ein Mix aus Selbstverteidigung und der üblichen Abrechnung mit der Justiz. „Es ist kein faires Verfahren möglich. Das ist wissenschaftlich erwiesen“, so Meischberger. Es handelt sich um einen „politischen Prozess“, um Schwarz-Blau in Misskredit zu bringen, klagt er an.
Gegen 14 Uhr kam der Ex-Politiker endlich auf die, wie er es selbst nennt, „ominösen 960 Millionen“ zu sprechen und der „Annahme, dass nur Grasser es gewesen konnte, der ihm die Summe verriet“.
Meischberger belastet Haider
Meischbergers Version klingt allerdings anders. Er schützte Grasser und belastete einen Toten. Tatsächlich sei der Tipp von Jörg Haider gekommen. Es passierte am Nachmittag des 7. Juni 2004. „Haider rief mich an und erzählte mir, dass die CA-Immo, zwischen 920 und 930 Millionen mit einer Finanzierungsgarantie von 960 Millionen lag.“
Haider und nicht Grasser sei der wahre „Schlüsselspieler“ bei der Vergabe gewesen, weil er das Kärntner Vorkaufsrecht der Villacher ESG-Wohnungen (sie waren Teil des Buwog-Deals) nicht ausgeübt hatte, argumentierte Meischberger. Denn nach der zweiten Bieterrunde hätte Kärnten durch die Ausübung des Vorkaufsrechts auf die ESG zu einem Bietersturz führen können: Da das Österreich-Konsortium den Wert der ESG hoch angesetzt hatte, wäre dann die CA Immo Erster im Bieterverfahren geworden. Haider habe aber weder das Vorkaufsrecht ausgeübt, noch im Ministerrat, wo er „mindestens drei Minister“ gehabt hätte, einen Einfluss ausgeübt. Meischbergers schwer nachvollziehbares Fazit lautet: „Grasser hätte – selbst wenn er wollte – gar keine Entscheidung treffen können, denn Chef der Vergabe war nicht er als Finanzminister, sondern Haider.“
Im Finale seines Monologs teilte Meischberger dann noch erwartungsgemäß gegen den geständigen Peter Hochegger aus. Er habe einen „abgekarteten“ Deal mit der Justiz geschlossen, um seinen Kopf auf Kosten seiner ehemaligen Freunde zu retten.