Politik/Inland

Medizin-Studenten: Nur noch zwei Prozent wollen Hausarzt werden

Eigentlich finden angehende Mediziner den Job des Landarztes gar nicht so übel: Man kennt seine Patienten zumeist persönlich; man beschäftigt sich mit den verschiedensten Krankheiten und deren Heilung; und zudem arbeitet man als Hausarzt weitaus selbstständiger als beispielsweise die angestellten Kollegen im Spital.

Das sind, im Wesentlichen, die großen Pluspunkte, die Medizin-Studenten laut einer am Donnerstag präsentierten Studie der Medizin-Universität Graz am Job des Allgemein-Mediziners schätzen.

Das Problem dabei: Wie die Studie ergeben hat, wollen nur zwei (!) Prozent aller österreichischen Medizin-Studenten als Hausärzte arbeiten.

Was sind die Gründe für diesen auffallend niedrigen Wert? Studien-Autorin Stephanie Poggenburg macht folgende Gründe ausfindig: im Vergleich zu Facharzt-Kollegen wird die Bezahlung von Allgemein-Medizinern als zu gering empfunden; zudem stößt man sich an den umfassenden Vorschriften der Krankenkassen.

"Die Ergebnisse sind ein Alarmsignal", sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer.

Laut den Standesvertretern werden in den nächsten zehn Jahren 50 bis 60 Prozent der Hausärzte in Pension gehen – das wird die Versorgungslage zusätzlich verschärfen.

Wie der KURIER berichtet hat, sind insbesondere Kassen-Ordinationen an der Peripherie schwer bis gar nicht mehr nachzubesetzen. Das bedeutet: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind mehr als 60 Hausarztkassen-Stellen unbesetzt.

Trendwende anpeilen

Was könnte, ja müsste man tun, um den Trend zu ändern und junge Mediziner für den Job zu begeistern?

Für Steinhart und die Ärztevertreter geht es nicht nur, aber auch um das Einkommen: "Ziel muss sein, dass die Tarife der Allgemeinmediziner an jene der Fachärzte angeglichen werden."

Der Obmann der Bundessektion Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, wünscht sich zudem Änderungen in der Ausbildung: "Wenn wir es schaffen, flächendeckend im ganzen Land Lehrpraxen (Mediziner werden in Hausarzt-Ordinationen ausgebildet) einzurichten, könnten wir sicherlich viele junge Kollegen für den Beruf begeistern." Die Kosten dafür: Rund 15 Millionen Euro pro Jahr.