Politik/Inland

Peter Pilz: „Kandidiere, bis ich 70 bin“

Der Mini-Pilz steht im Büro beim Besprechungstisch, direkter Blick auf das Piranha-Aquarium, so muss es sein.

Der Mini-Pilz ist eine maschek-Handpuppe, Peter Pilz hat sie sich zum Geschenk gemacht – am Mittwoch wurde er 60, gestern feierte der Parlamentsklub. „Ich verspreche den Grünen, dass ich bis 70 für den Nationalrat kandidiere.“ Und dann? „Das ist offen, Verhandlungssache.“

Typisch Peter Pilz. Die Antwort halb geblödelt, halb ernst – und für manchen eine Hiobsbotschaft.

Denn einige Zeitgenossen kommen mit dem Grünen nur schwer zurande. Insbesondere in der ÖVP hat sich der Steirer in 27 Jahren Parlamentspolitik Feinde gezüchtet. Der zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf etwa hält Pilz für einen „Mitverursacher der Politikverdrossenheit“; Pilz stelle Menschen undifferenziert an den Pranger und könne niemanden leiden – auch sich selbst nicht.

Letzteres ist sicher falsch, denn Peter Pilz kann Peter Pilz ganz wunderbar leiden.

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Immerhin singt er – vorzugsweise in Spaß-Bands wie den „Lasso-Brüdern“ oder als „Prinz Pezi“ mit den „Staatssekretären. Er sammelt (Uhren und Pilze), fischt, kocht und isst zudem gerne, kurzum: Er liebt das Leben und hätte wohl auch ohne Politik viel Spaß.

Was Kopf und andere enerviert ist Pilz untrügliches Talent zum Auftritt. Insbesondere in den U-Ausschüssen generierte der selbst ernannte Aufdecker als Einzelner mehr Aufmerksamkeit als ganze Fraktionen.

Ist er ein Selbstdarsteller? „Natürlich! Das Parlament ist – auch – eine Bühne. Und wenn andere Parteien Darsteller aufbieten, die keinen g’raden Satz herausbringen, darf man sich nicht wundern, wenn das Publikum nicht applaudiert.“

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Faktum ist: Der im VSStÖ sozialisierte und später wegen Kollaboration mit der KPÖ aus der SPÖ geworfene Pilz ist eng mit der Öko-Partei verbunden. 1986 gehörte er mit Freda Meissner-Blau zu den ersten Abgeordneten. Er war Bundessprecher, Wiener Klubchef, kämpfte sich mit einem Vorzugsstimmenwahlkampf ins Hohe Haus, und wurde vom Friedensaktivisten zum Kenner diverser Waffensysteme und grüner Sicherheitssprecher.
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Der Kampf gegen den Machtmissbrauch, sagt Pilz, treibt ihn an. So sei sein Engagement in allen Affären zu erklären, egal ob Lucona, Baukartell oder Eurofighter. „Pilz geht Themen akribisch und mit aller Härte nach“, sagt SPÖ-Klubchef Andreas Schieder. „Das birgt die Gefahr, dass er sich verrennt, verbeißt“.

Pilz selbst ist jedenfalls zufrieden. „Mit 20 hab’ ich mir vorgenommen, ich werde nie einen Chef haben“, sagt er. „Und wie es scheint, ist mir das tatsächlich gelungen.“

Der "Grüne Giftpilz" ist 60: ein Porträt