Politik/Inland

Im Parlament wurde selten einmal gebetet

Ein Tagesauftakt wie dieser ist im Parlament die Ausnahme: Kardinal Christoph Schönborn liest aus dem Markus-Evangelium, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka betet vor 200 Gästen (darunter 40 Abgeordnete) und die ÖVP-Mandatare Efgani Dönmez und Martin Engelberg lesen Fürbitten.

Was gestern im Hohen Haus über die Bühne ging, war ein Dialog der anderen Art.

Ein Mal wurde nicht über Gesetze debattiert, sondern über Gott – und das zwischen zehn christlichen Konfessionen sowie der israelitischen und islamischen Glaubensgemeinschaft. Zum zweiten Mal fand im Parlament das „Prayer’s Breakfast“ statt, eine Tradition, die aus den USA übernommen wurde.

Der Gedanke dahinter: Die politische Kampfmontur wird abgelegt, der Dialog zwischen den Religionen und den Parteien gesucht. Spannend war, das ausgerechnet die Abtreibungsgegnerin und erzkonservative Gudrun Kugler ( ÖVP) gemeinsam mit dem liberalen FPÖ-Mandatar Christian Ragger durch das Programm führte. Ihre teils sehr provokanten Weltsichten ließ sie glücklicherweise nicht in die Moderation einfließen.

Schönborn mahnte die Politiker, dass sie den Mut haben sollten Fragen stellen zu lassen. „So wie Jesus den Mut hatte.“ Außerdem warnte der Kardinal vor „der Gefahr“, dass die Christen Dinge aus dem Blickwinkel „wir und die anderen “ betrachten. Sobotka zog die Verbindung zwischen Religion und Politik so: „Menschen etwas zu geben, sei einer der wichtigsten Motivatoren für politisch Tätige, unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht.“