Politik/Inland

Hofburg-Wahl: Stenzel for President?

Bei der Präsentation von Ursula Stenzel (70) sprach FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache möglicherweise zukunftsweisende Worte. Als "die First Lady der FPÖ" bezeichnete der Parteichef sein neues Wahlkampf-Zugpferd. Klingt wie eine dezente Anspielung auf höhere Aufgaben für die Bezirksvorsteherin.

Die Gerüchte wollen nicht verstummen, dass die Ex-ÖVP-Politikerin 2016 als Präsidentschaftskandidatin für die FPÖ ins Rennen geht. Bisher deutete viel auf eine Kandidatur von Volksanwalt Peter Fichtenbauer (68) hin. Diese Option scheint passé zu sein. Gleich mehrere Indizien sprechen für Stenzel. Die blaue Innenstadt-Spitzenkandidatin lacht mit Strache in sämtlichen Wiener Bezirken von den Wahlplakaten. Ein erster Schritt, um den Bekanntheitsgrad von Stenzel zu steigern?

In ganz Wien unterwegs

Beim Wahlkampfauftakt am Viktor Adler Platz – nicht gerade das bisherige Zielpublikum der City-Chefin – war Stenzel neben Strache die Hauptrednerin. War der Event eine Aufwärmübung für die Präsidentschaftskandidatur? "Wer weiß", antwortet ein hoher FPÖ-Funktionär. Außerdem tourt Stenzel nicht nur durch ihr politisches Wohnzimmer, die Wiener Innenstadt, sondern absolviert auch Wahlkampfauftritte in allen Wiener Bezirken. Detto wird sie als Vertretung Straches in TV- Diskussionen zum Thema Flüchtlinge geschickt.

"Alle Voraussetzungen"

Auch die Argumentationslinie von Stenzels langjähriger Pressesprecherin Angelika Mayrhofer klingt nicht wie ein Dementi. Zunächst startet sie ein Ablenkungsmanöver: "Auch beim Flüchtlingskoordinator Christian Konrad sagt man, dieser Job sei eine Aufwärmrunde für seine Präsidentschaftskandidatur." Dann räumt Mayrhofer ein, Stenzel gehe es vor allem ums "Brückenbauen". Aber lassen sich nicht gerade Brücken am besten als Bundespräsidentin errichten? "Von ihren Fähigkeiten, ihrem kulturellen Background und ihrer Europa-Erfahrung hat Ursula Stenzel sicher alle Voraussetzungen, die für die Hofburg maßgeschneidert sind. Aber jetzt geht es um die Wien-Wahl", sagt Stenzel-Sprecherin Mayrhofer – und fügt hinzu: "Wenn man gerade einen Halbmarathon läuft, kündigt man nicht mittendrin an, dass man im nächsten Jahr einen Marathon laufen will."

Am 11. Oktober ist also der Halbmarathon vorbei. Bald danach könnte dann der Startschuss für den Marathon fallen.