Politik/Inland

Griss will die Hälfte der Präsidenten-Gage spenden

Bundespräsident ist in Österreich kein schlechtbezahlter Job. Aktuell gibt es für das höchste Amt der Republik brutto 24.322 Euro im Monat (oder 325.000 Euro im Jahr). Irmgard Griss lässt im Wahlkampffinale mit einer spannenden Ankündigung aufhorchen: Sie will die Hälfte ihres Nettogehaltes spenden, wenn sie die erste Frau in diesem Amt wird. "Da ich meinen gesamten Wahlkampf mit Spenden finanziert habe, möchte ich so einen Teil den Österreichern zurückgeben", kündigt die ehemalige Höchstrichterin im KURIER-Gespräch an. Bis jetzt hat Griss bereits mehr als 800.000 Euro an Spenden für ihren Wahlkampf gesammelt.

Für diesen wahltaktischen Schachzug könnte es noch einen anderen Grund geben: Vor zwei Wochen kam die Grazer Juristin in die Kritik, weil sie ihre Beamtenpension von rund 5000 Euro (netto pro Monat) als "ganz normale Beamtenpension" bezeichnet hat.

Diese Rente bekäme Griss als Bundespräsidentin allerdings nicht zusätzlich ausgezahlt, sie wird während der Amtszeit von sechs Jahren ruhend gestellt.

Mit einer Spende von mehr als 72.000 Euro pro Jahr für Jungforscher lässt sich der Minuspunkt, den sich die ehemalige Höchstrichterin mit dem Beamtenpensionssager eingehandelt hat, eine Woche vor der Wahl möglicherweise ausradieren, könnte das Kalkül sein. Griss dementiert allerdings vehement, dass ihre Ankündigung auf Gagen-Verzicht mit dem "Patzer" rund um ihre Beamtenpension zu tun hat. "Ich habe schon vergangenen November erste Gespräche darüber geführt – und ich hoffe, dass ich damit eine größere Bewegung auslösen kann."

Fonds für Jungforscher

Nicht zum ersten Mal wird Griss für Jungforscher aktiv: Vor zehn Jahren initiierte die parteiunabhängige Hofburg-Kandidatin als Mitglied des Universitätsrats der Karl-Franzens-Universität in Graz einen Fonds und verzichtete dafür auf ihre monetäre Vergütung. "Einige Mitglieder sind meinem Beispiel gefolgt, und auch eine Bank konnten wir als Sponsor an Bord holen. So wurden in den letzten zehn Jahren mehr als 60 Stipendien finanziert und ein Budget von 1,2 Millionen Euro aufgestellt ", schildert Griss.

Dieses Erfolgsmodell will die Steirerin, sofern sie die Bundespräsidentenwahl gewinnt, fortführen und einen neuen "Fonds für Mut und Verantwortung" gründen. Hier würde Griss dann die Hälfte der Netto-Bundespräsident-Gage einzahlen. Der Fonds solle Anstoß für eine Aufbruchsstimmung in der Gesellschaft sein. "Wer dazu einen Beitrag leisten will, ist herzlich eingeladen, sich der Initiative anzuschließen. Denn ohne Stipendien hätte ich meine Karriere als Richterin nie machen können", sagt Griss.

Karriere durch Stipendium

Gleich zwei Mal ist die Juristin über Stipendien in den Genuss einer universitären Ausbildung gekommen. Nach der Matura konnte die Tochter eines Landwirts in der Weststeiermark das Jus-Studium in Graz mit der Studienbeihilfe finanzieren. Nach dem erfolgreichen Abschluss nahm sie einen neuen Anlauf – und bewarb sich in den USA. 1974/’75 konnte sie mithilfe eines Stipendiums ein Studienjahr an der renommierten Harvard Law School absolvieren – undso konnte sie dort auch das Studium als Master of Laws abschließen. "Ich war damals die erste Frau, der diese finanzielle Unterstützung gewährt wurde. Das Stipendium betrug 100.000 Dollar. Das war gewaltig."

Wie wichtig Unterstützung für junge Forscher ist, weiß Griss auch von ihrem jüngsten Sohn Rudolf. Er hat in Lausanne ein Start-up Unternehmen für Biomedizin gegründet. "Auf dem Papier gibt es viele Möglichkeiten, aber konkret ohne familiären Background etwas umzusetzen, ist schwer", meint Griss.