Politik/Inland

Deutschland: Asylkrise ist längst nicht ausgestanden

Aus den Augen, aus dem Sinn: Sichtbar ist die Flüchtlingskrise in Deutschland kaum mehr – die Notunterkünfte sind leer, die Betreuung geschieht geräuschlos. Doch der Eindruck, die Krise sei vorüber, täuscht. Seit Jahresbeginn wurde bereits knapp eine Viertelmillion Menschen an Deutschlands Grenzen registriert – trotz Sperre der Balkanroute.

"Wir dürfen uns keine Atempause gönnen", sagte deshalb der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier nach einem von ihm initiierten Spitzentreffen in Berlin. Vertreter von EU, UN und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) verständigten sich darauf, in Berlin eine Datenbank über Fluchtbewegungen um den Globus anzulegen – damit will Deutschland sich in Sachen Koordination positionieren. Angesichts der jüngsten Zahlen des UN-Flüchtlingswerks eine Mammutaufgabe: 65 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht, so viele wie nie zuvor. Zudem kommen wieder mehr Flüchtende über den Balkan, für das Mittelmeer verzeichnet man Rekordzahlen; durch den Konflikt im Südsudan wird die Lage sich weiter zuspitzen.

Dass Deutschland dabei nicht isoliert agieren will, betonte Steinmeier mehrfach. "Einzelstaatliche oder europäische Antworten alleine reichen nicht aus", sagte er – auch als Botschaft an Länder wie Österreich. Eine Obergrenze (siehe oben) ist in Deutschland aber vom Tisch: Nicht einmal die CSU besteht mehr darauf.

Die Angst bleibt

Trotz sinkender Ankunftszahlen ist die Angst vor Terror aber riesig. 61 Prozent der Deutschen fürchten sich davor, so das Pew Research Center – das sind deutlich mehr als in Frankreich. Auch eine zweite Umfrage zu den "Ängsten der Deutschen" belegt das. Noch nie zuvor seien die Werte innerhalb eines Jahres so drastisch in die Höhe geschnellt wie 2016, heißt es darin.