Politik/Inland

Schulversuch ohne Scheuklappen

Zur Gesamt-Krise der ÖVP hat die Debatte in Sachen Gesamtschule geführt. Weil sich Parteichef Michael Spindelegger gegen Modell-Regionen verwahrte, begehrten die schwarzen Vorarlberger, Tiroler, Salzburger und Steirer auf. Nach einer Aussprache wollen sich nun alle dem Thema sachlich widmen, wie sie sagen. Das verlangen auch die VP-Landesschulratspräsidenten – und fügen an: „Ohne Scheuklappen“ sei zu reden.

Auch in der ÖVP glauben alle, Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner wolle die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen flächendeckend in seinem Bundesland erproben. Und so sagt er erneut, dass er das nicht beabsichtige. Auch weil das rechtlich ohne das Ja einer Zweidrittelmehrheit im Nationalrat nicht möglich ist. Die gibt es – auch der ÖVP wegen – nicht. Vorerst lässt Wallner Experten erforschen, wie die Schule für 10- bis 14-Jährige zu verbessern ist – organisatorisch und pädagogisch.

Bitte warten! Auch 23.000 Eltern, Lehrer und Schüler wurden im Ländle seit November 2013 dazu befragt. Im Herbst sollen die Ergebnisse vorliegen. Wann es einen Gesamtschul-Versuch in einer Region gibt (sofern zwei Drittel der Eltern und Lehrer an den Standorten zustimmen), ist offen. Einmal mehr heißt es, es werde jedenfalls „noch Jahre dauern“.

Tirols Landeschef Günther Platter geht es – trotz Widerwillens der Bundespartei – forscher an. Schon im September wird im Zillertal eine „Neue Mittelschule“ zur Gesamtschule. Dort gibt es freilich kein Gymnasium, um dessen Existenz Spindelegger ob der beabsichtigten gemeinsamen Schulen bangt. In Salzburg soll die Gesamtschule ebenfalls in AHS-freien Sprengeln getestet werden. Die steirischen Schwarzen haben einen Bezirk für einen solchen Schulversuch im Visier.

Der Unterschied zwischen „Neuer Mittelschule“ und Gesamtschule: Neben der NMS gibt es Gymnasien; eine Gesamtschule ersetzt nicht nur die Hauptschule, sondern auch die AHS-Unterstufe.