Politik/Inland

Österreich hat viertgrößte Pensionslücke in der EU

Österreich hat die viertgrößte Pensionslücke von Frauen gegenüber Männern innerhalb der EU-Staaten. Die Alterseinkommen der Frauen über 65 Jahren liegen im Schnitt um 39,5 Prozent niedriger als jenes der Männer. Innerhalb der EU ist die Lücke nur in Luxemburg (44,6), Malta (44,5) und den Niederlanden (41,9 Prozent) noch größer als in Österreich.

Das geht aus vorläufigen Ergebnissen des EU-finanzierten und vom Frauenministerium betreuten Projekts TRAPEZ (Transparente Pensionszukunft - Sicherung der ökonomischen Unabhängigkeit von Frauen im Alter) hervor, die die WIFO-Expertin Christine Mayrhuber und Ingrid Mairhuber von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) am Donnerstag präsentierten.

Mit den 39,5 Prozent liegt die Pensionslücke in Österreich um 9,2 Prozentpunkte über dem EU-Schnitt von 30,3 Prozent. Und das obwohl die Wirtschaftsleistung pro Kopf hierzulande um 40 Prozent höher ist als im EU-Schnitt und auch die Frauenbeschäftigungsquote mit 68,6 Prozent um 5,2 Prozentpunkte über den EU-Schnitt liegt.

Betrachtet man ausschließlich die Alterspensionen, erreichten die Frauen bei den 2018 neu zuerkannten mit 1.133 Euro brutto im Monat im Schnitt nur 57,7 Prozent der Männerpension in de Höhe von 2.231 Euro. Damit liegt die so berechnete Pensionslücke bei 42,3 Prozent. Bei vormals unselbstständig beschäftigten Frauen liegt sie bei 43,1 Prozent, bei Selbstständigen bei 31,3 Prozent und bei Bäuerinnen bei 30,3 Prozent.

Wenn man nur die tatsächlichen Erwerbszeiten betrachtet, dann waren von 2017 in Pension gegangenen Personen die Frauen im Durchschnitt 24 Jahre lang aktiv beschäftigt, die Männer 36 Jahre. Allein diese 12 Jahre Differenz machten 21,5 Prozent Pensionslücke aus. Wenn man die Ersatzzeiten (Kindererziehung, Arbeitslosigkeit) dazu rechnet, dann steigt die Ersatzrate (Pension im Vergleich zum Aktiveinkommen) bei Frauen von 43 auf 54 Prozent, bei Männer nur um rund 3,5 Prozent auf knapp 68 Prozent.

Eine "positive Dynamik" erkennt die WIFO-Expertin immerhin in Sachen eigenständiger Frauenpension. In den letzten fünf Jahren ist der Anteil der Frauen ohne eigenständigen Pensionsanspruch von 21 auf 18 Prozent zurück gegangen.

Aus den vorgelegten Daten zieht Mayrhuber den Schluss, dass der Ansatzpunkt zur Beseitigung der ökonomischen Ungleichheit vor allem am Arbeitsmarkt liegt. Sie erklärte auch die Tatsache, dass die Pensionslücke in Österreich im internationalen Vergleich so hoch ist, damit, dass auch die Arbeitseinkommen hier schon sehr unterschiedlich sind sowie mit den geringeren Arbeitszeiten (Teilzeit).

Die FORBA-Expertin Mairhuber stellte aufgrund von qualitativen Interviews mit 37 Frauen fest, dass das Wissen über das Pensionssystem sehr gering und das Pensionskonto praktisch nicht bekannt sei. Auch über die Anrechnung der Kindererziehungszeiten sowie dass die Mindestpensionen vom Partnereinkommen abhängig sind, wissen die Frauen kaum bescheid. Gefordert wird, dass die vor allem von Frauen geleistete unbezahlte Arbeit stärker in der Pensionsversicherung berücksichtigt werden soll. Dazu könnte man die Bemessungsgrundlage für die Kindererziehungszeiten anheben oder auch die Elternteilzeit anrechnen lassen. Schließlich wünscht sich die FORBA-Expertin auch, die Ausgleichszulage wieder vom Partnereinkommen unabhängig zu machen, wie das bis in die 1970er Jahre der Fall war. Die Anhebung des Frauenpensionsalters, das bis 2033 auf 65 erhöht wird, wird nach Ansicht der beiden Wissenschafterinnen die Pensionslücke zwar etwas reduzieren aber nicht schließen.