Erst WLAN für alle, dann Gratis-Laptop
Von Bernhard Gaul
Vereinzelt gibt es sie schon, die Schulen, die ihren Schülern "Digitale Kompetenzen" beibringen. Etwa in Wien - Ottakring, in der Neuen Mittelschule Koppstraße 110. Lehrer Ingo Stein hat 2012 seine erste PC-Tablet-Klasse gestartet. "Wir haben deshalb aber nicht vor, die Schreibschrift abzuschaffen", betont der Informatik-, Mathe- und Chemielehrer.
Ihm geht es darum, die vielseitigen Möglichkeiten der Tablets in den Schulalltag zu integrieren: interaktive Programme, Mathe-Quiz-Duelle Schüler gegen Schüler, geometrische Formen studieren, Referate zusammenstellen und präsentieren oder gleich über eine Plattform den Schülern Aufgaben geben. Meist über Gratis-Apps (Programme) aus dem Internet, manche werden auch gekauft. Selbst Coding, also das Prinzip der Programmiersprachen, wird via Apps spielerisch vermittelt.
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid hat sich ganz bewusst den vierten Stock dieser Schule ausgesucht, um am Montagmorgen ihre Initiative "Schule 4.0" vorzustellen. Ab Herbst 2017 soll die "digitale Grundbildung" an allen Schulen und in allen Schulstufen verankert werden, verspricht die SPÖ-Ministerin. An den Volksschulen werde das Fach Digitale Kompetenz Teil der Lehrpläne, in der Sekundarstufe 1 (NMS, AHS-Unterstufe) soll das digitale Wissen als "verbindliche Übung" eingeführt werden: "Kein Kind soll das Schulsystem ohne digitale Kompetenz verlassen."
Umsetzung ab Herbst
Vier Säulen sollen rasch umgesetzt werden:
Lehrpläne sollen um Digitale Bildung erweitert werden;
Lehrerfortbildung über den Lehrgang "digitale Fachdidaktik" gesichert werden;
Breitbandausbau für alle Schulen unter finanzieller Mithilfe des Infrastrukturministeriums ; und schließlich
Lernprogramme entwickelt und in einer "Eduthek" zur Verfügung gestellt werden.
Laut Ministerium ist ein Breitband-Anschluss in den meisten Schulen jetzt schon vorhanden: in 96 Prozent aller Bundesschulen und 78 Prozent aller Landesschulen soll Internet in den Klassenzimmern vorhanden sein. Allerdings in unterschiedlicher Qualität, wie der KURIER in Erfahrung bringen konnte: Manche Schulen haben echte offene WLAN-Netze, andere verwehren Schülern, mitunter auch Lehrern, den Zugang zum Web.
Um an der digitalen Welt teilnehmen zu können, braucht es Hardware, also Tablets und Laptops. Die will Bundeskanzler Kern den Schülern laut seiner "Plan wie Austria" Vision zur Verfügung stellen, Tablets für alle Mittelschüler, Laptops für die Oberstufe. "Wir werden alles daran setzen, dass wir die Vision unseres Herrn Bundeskanzlers umsetzen können", verspricht Hammerschmid. Kosten für Hardware für rund 170.000 Schüler zweier Jahrgänge: Zwischen 50 Millionen Euro (bei rund 300 Euro pro Gerät) und 85 Millionen (bei 500 Euro pro Gerät).
Lehrer Stein hat das Problem anders gelöst: Er hat die Eltern gebeten, den Kindern Ipads zu kaufen, und verleiht auch kostenlos Geräte.
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