Wien: Wieder Demos von Erdogan-Anhängern
Nach der nächtlichen Demonstration sind Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Samstagnachmittag in Wien erneut auf die Straße gegangen: Circa 1.200 Teilnehmer zogen vom Christian-Broda-Platz zum Heldenplatz. Die Kundgebung verlief laut Polizei friedlich - allerdings demolierten Teilnehmer auf der Mariahilfer Straße den Schanigarten eines kurdischen Lokals.
Die "Demonstration gegen den Militärputsch in der Türkei" wurde von der Erdogan-nah geltenden "Union Europäischer Türkischer Demokraten" organisiert. Ab 15.00 Uhr sammelten sich die Teilnehmer beim Christian-Broda-Platz, wo sie bereits lautstark Schlachtrufe auf Türkisch tätigten. Dabei war u.a. "Mein Leben ist für die Heimat" oder "Die heutigen Krieger sterben niemals und das Land teilt sich niemals" zu hören, wie Demonstrationsteilnehmer der APA übersetzten.
Neben "Türkiye" ("Türkei"), "Recep Tayyip Erdogan" oder "Allahu akbar" ("Gott ist am größten") wurde auch gegen den in den USA im Exil lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen skandiert. Dieser wird von den Erdogan-Anhängern und Erdogan selbst für den nächtlichen Putschversuch des Militärs in der Türkei verantwortlich gemacht.
Rund 1200 Demonstranten
An der Demonstration nahmen laut Schätzungen der Polizei rund 1.200 Personen teil - sehr viele davon schwenkten Türkei-Flaggen. Auch ein auf Stoff gedrucktes großformatiges Erdogan-Porträt wurde ausgerollt. Ab 16.15 Uhr marschierte der Tross die Mariahilfer Straße in Richtung Ring, wo es auch zu einem Zwischenfall kam.
Dem Polizei-Sprecher zufolge gab es eine nicht näher definierte "kurze Provokation von Außen". Teilnehmer der Demonstration demolierten schließlich den - zuvor von der Polizei geräumten - Gastgarten eines Lokals der türkisch-kurdischen Restaurantkette "Türkis", lieferten sich Wortgefechte mit den Kellnern und richteten Beschimpfungen in Richtung des Lokals.
Die Einsatzkräfte reagierten umgehend und positionierte sich Mann neben Mann vor dem Lokal, Passanten wurden gebeten das Areal zu verlassen. Auch Polizeihundeführer waren mit ihren Tieren an Ort und Stelle. Es kam zu einigen Rangeleien, aber die Situation eskalierte nicht, soweit die APA das beobachten konnte. Laut dem Polizei-Sprecher kam es allerdings zu einer Körperverletzung - nähere Informationen dazu gab es aber vorerst nicht.
Nachdem der Demonstrationszug an dem Lokal vorbeigeschleust worden war, entspannte sich die Situation. Der restliche Marsch über den Ring bis zum Heldenplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand, verlief scheinbar friedlich. "Es ist sehr ruhig verlaufen", so der Polizei-Sprecher nach dem Ende der Demonstration eine erste Bilanz.