Politik/Inland

Brand auf Geheim-U-Boot – ein unangenehmes Déjà-vu für Putin

Wenn es Probleme in Russlands U-Boot-Flotte gibt, so ist das eines jener Themen, über die Russlands Präsident Wladimir Putin in keiner Weise gerne spricht: Erinnerungen an den Untergang

der Kursk mit 118 Toten im Jahr 2000 und das damit einhergehende PR-Fiasko werden da wach; dann sind Russlands U-Boote ein gut gehütetes Geheimnis, und schließlich sind Opfer aufgrund technischen Versagens schlicht unangenehm für ein Land, das sich als Supermacht sieht.

Und jetzt beschäftigt den Kreml wieder ein Unglücksfall auf einem U-Boot. Und einem ganz geheimnisumwitterten anscheinend noch dazu. Laut offiziellen Angaben starben am vergangenen Montag 14 Seeleute bei einem Brand auf einem

als „Forschungs-U-Boot“ bezeichneten Atom-U-Boot.

Ursache unbekannt

Nach einem Treffen Putins mit Verteidigungsminister Sergei Shoigu hieß es am Donnerstag seitens des Kreml, der Reaktor des Schiffes sei unversehrt, ausgebrochen sei der Brand in der Batterie des Bootes. Einige Crew-Mitglieder sowie ein Zivilist hätten das Feuer überlebt. Angaben zur Brandursache oder zum Typ des Schiffes wurden nicht gemacht.

Russische Medien aber identifizierten das Unglücksboot als eines des Typs AS-12, Spitzname Losharik. Dabei handelt es sich um ein tief tauchendes (Berichten zufolge bis zu 6000 Metern), fast geräuschlos fahrendes Boot für Spezialeinsätze mit einer Crew von 25 Mann, das dazu entworfen wurde, am Bauch von größeren U-Booten oder Schiffen unbemerkt an den Einsatzort gebracht zu werden.

Entworfen wurde das Boot für die Forschungsstelle der russischen Marine GUGI, die dem Militärgeheimdienst GRU berichtet. Aufgabe des Bootes: Die Erforschung des Meeresgrundes.

Dabei geht es um handfeste machtpolitische Interessen: So erhebt Moskau Anspruch auf den Nordpool – basierend auf Bodenproben, die Schiffe wie die AS-12 nahmen. Und nicht zuletzt sind Russlands U-Boote auch der NATO ein Dorn im Auge. Vor allem die USA hegen Befürchtungen, wurden russische U-Boote zuletzt doch mehrmals direkt vor der US-Küste geortet. Schiffe wie die AS-12, so US-Militärs, könnten Unterseekabel zwischen den USA und Europa anzapfen oder kappen und das Netz an Sonar-Stationen im Atlantik zur U-Boot-Lokalisierung stören.

19 Jahre nach dem Untergang der Kursk funktioniert Russland anders. Putin braucht sich nicht vor Fundamentalkritik in den den Massenmedien zu fürchten. Aber ein Unfall wie der jetzige ist dennoch heikel. Putin befindet sich in einem Umfragetief, Sozialgelder wurden gekürzt, das Pensionsalter angehoben, auf lokaler Ebene entlädt sich der Frust über Korruption und Misswirtschaft auch in Protesten – während der Kreml Unsummen in die Modernisierung der Armee gesteckt hat und hinter den Kulissen der Machtkampf um Putins Nachfolge beginnt. Unter dem Strich ein heikler Mix.

Stefan Schocher