Borealis-Düngemittelproduktion: Bauernbund warnt vor Verkauf
Von Martin Gebhart
Eine renommierte deutsche Rechtsanwaltskanzlei wurde bereits eingeschaltet. Ein offizieller Protest an die Adresse von OMV-Vorstand Alfred Stern war ein weiterer Schritt. Und nun nimmt der NÖ Bauernbund auch die Österreichische Beteiligungs AG ÖBAG ins Visier. Das Thema ist immer das gleiche: Der geplante Verkauf der Düngemittelsparte der Firma Borealis, ein Tochterunternehmen der OMV, soll abgesagt werden. In einem Brief an ÖBAG-Vorständin Edith Hlawati warnen Bauernbundobmann Stephan Pernkopf, auch ÖVP-Landeshauptfraustellvertreter in NÖ, und Bauernbunddirektor Paul Nemecek vor den negativen Auswirkungen eines Verkaufs auf die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln in Österreich. Sie wollen, dass die ÖBAG in diesem Fall ihre Verantwortung gegenüber dem Staat wahrnimmt.
Verkauf an Andrej Babis
Die Düngemittelsparte soll an den tschechischen Agrofert-Konzern des ehemaligen tschechischen Premierministers Andrej Babis um rund 800 Millionen Euro verkauft werden. Davor war ein russisch-schweizerischer Konzern Bestbieter gewesen, zu diesem Zeitpunkt allerdings mit einem Kaufpreis von "nur" rund 400 Millionen Euro. In dem Brief an Hlawati heißt es dazu: "Nachdem erste Verhandlungen mit einem russisch-schweizerischen Konzern offenbar gescheitert sind, will man nun an einen tschechischen Konzern verkaufen, wiederum ohne strategische, für uns nachvollziehbare Gründe. Zudem nährt die sprunghafte Verdoppelung des Kaufpreises binnen weniger Monate auf über 800 Millionen Euro Zweifel an der Seriosität des Prozesses."
Und: "Die Gründe für den Verkauf sind uns und einem Gutteil der österreichischen Bevölkerung völlig schleierhaft. Das Unternehmen ist weder in der Krise, noch braucht es frisches Kapital. Ganz im Gegenteil: Binnen eines Jahres konnte der Gewinn deutlich erhöht werden und das Unternehmen und gerade die Düngemittelsparte florieren. Sie sind für den österreichischen Standort, sowie für die Versorgung der heimischen Landwirtschaft immanent wichtig."
Sorge um Produktion
Besondere Sorge bereitet dem Bauernbund, dass die Agrofert in Deutschland den Produktionsstopp in einem Werk verkündet hat. Zitat aus dem Brief: "Zumal eben genau dieses Konzernnetzwerk, der tschechische Agrofert-Konzern, vor kurzem erst einen Produktionsstopp im deutschen SKW Stickstoffwerk Piesteritz bei Wittenberg verkündete. Wie wollen Sie also sicherstellen, dass nach Piesteritz nicht auch das Österreichische Werk in Linz stillgelegt werden wird? Wieso unsere eigene Stärke aufgeben, uns in fremde Abhängigkeiten begeben und damit eine Vielzahl an heimischen Arbeitsplätzen gefährden? Und vor allem: Wie wollen Sie eine Gefährdung unserer Versorgungssicherheit ausschließen?"
Deswegen werde die ÖBAG aufgefordert, mit all ihren Mitteln den Verkauf zu stoppen. Mit dem Hinweis: "Besonders die Verantwortung der Vertreter der ÖBAG in diesem Unternehmen gilt es zunehmend zu hinterfragen."
Brisant ist der Brief insofern, als noch in dieser Woche ein Gespräch der ÖBAG mit OMV-Vorstand und Borealis-Aufsichtsratsvorsitzenden Alfred Stern geplant ist. Die Bauernvertreter wollen, dass dabei dieser Deal unbedingt auch zur Sprache kommt.